Geschichten für jung und alt
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Inhalt:
Der seltsame Schatz
Der Strick ist zerrissen
Das Kleid macht nicht den Mann
Die wunderbare Begebenheit mit den drei Krähen
Die verdeckte Schüssel
Der Soldat auf der Wache
Die Wirtschaft „Judenharfe“
Korrektur gelesen und in neuer deutscher Rechtschreibung.
Gotthilf Heinrich von Schubert
Gotthilf Heinrich von Schubert lebte von 1780 bis 1860. Er war Arzt, Naturforscher, Mystiker und Naturforscher sowie Leiter einer Realschule. Seine Werke handelten vom Kosmos und der Religion, aber auch Erzählungen für die Jugend waren darunter wie diese hier.
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Book preview
Geschichten für jung und alt - Gotthilf Heinrich von Schubert
Inhaltsverzeichnis
Angaben zum Buch
Der seltsame Schatz
Der Strick ist zerrissen
Das Kleid macht nicht den Mann
Die wunderbare Begebenheit mit den drei Krähen
Die verdeckte Schüssel
Der Soldat auf der Wache
Die Wirtschaft „Judenharfe"
Impressum
Angaben zum Buch
Gotthilf Heinrich von Schubert
Geschichten für jung und alt
Herausgeber:
Jürgen Müller
Straße des Friedens 11
09509 Pockau-Lengefeld
Deutschland
Eine längere Erzählung über deutsche Auswanderer zur Zeit des Goldfiebers in Kalifornien und sechs Kurzgeschichten.
Inhalt:
Der seltsame Schatz
Der Strick ist zerrissen
Das Kleid macht nicht den Mann
Die wunderbare Begebenheit mit den drei Krähen
Die verdeckte Schüssel
Der Soldat auf der Wache
Die Wirtschaft „Judenharfe"
Korrektur gelesen und in neuer deutscher Rechtschreibung.
Gotthilf Heinrich von Schubert lebte von 1780 bis 1860. Er war Arzt, Naturforscher, Mystiker und Naturforscher sowie Leiter einer Realschule. Seine Werke handelten vom Kosmos und der Religion, aber auch Erzählungen für die Jugend waren darunter wie diese hier.
Jürgen Müller wurde 1960 geboren. Er lebt in Pockau-Lengefeld, einer kleinen Stadt im Erzgebirge. Nebenberuflich arbeitet er als Herausgeber und Korrekturleser von E-Books (Abenteuerverlag Pockau) sowie als An- und Verkäufer von Gebrauchtbüchern (Bücherstube Pockau). Er schreibt seit seinem 14. Lebensjahr.
Der seltsame Schatz
Obgleich die Berichte der Auswanderer über das goldreiche Kalifornien wie dieses Wunderland selbst das Interesse, das sie noch vor Jahren für uns in Deutschland hatten, nicht mehr besitzen, mag vielleicht dennoch die nachstehende Erzählung von einem solchen Auswanderer, der übrigens schon von seinem Goldfieber geheilt ward, der Mitteilung wert sein.
Wir waren, so lassen wir uns von dem Berichterstatter nach dem Inhalt eines Briefes erzählen, unserer sieben; zwar nicht sämtlich Landsleute der sieben Schwaben, alle aber von deutscher Zunge und alle von deutschem, wenn auch gerade damals etwas unruhigem Blute. Wir hatten uns auf einem und demselben Schiffe in Bremen zusammengefunden, unter Hunger und Kummer, Wind- und Wassersnot die lange Überfahrt bestanden, und waren endlich mit wenig Geld und großem Appetit in der neuen Welt angekommen.
In New York ist es den meisten von uns mit unseren übertriebenen Hoffnungen schlecht, in Philadelphia anfangs nicht viel besser ergangen, doch fanden wir allmählich durch einen wohlhabenden Vetter unseres langen Wilhelm, den dieser in der Stadt auffand, ein Unterkommen, das jedem von uns in seinem Handwerk oder sonstigen Beruf ein ausreichendes Brot und sogar noch mehr als dies verschaffte, so dass mehrere von uns Ersparnisse für ihren künftigen eigenen Haushalt zurücklegen konnten. Namentlich hatte auch ich, der Halbgelehrte, durch meine Aufsätze in amerikanischen Tagesblättern, welche in Deutschland schwerlich jemand zu Gesichte gekommen sind, mir neben dem guten Lohn, den ich als Gehilfe eines Landmessers erhielt, ziemlich viel Geld verdient.
Am Abend pflegten wir sieben deutsche Reisegefährten gewöhnlich bei einem deutschen Wirte, der billige Kost gab, uns zusammenzufinden. Da hörten wir im zweiten Winter nach unserer Ankunft in Philadelphia fast von nichts anderem sprechen als von dem vielen Golde, das sich in Kalifornien auf der offenen Erde findet und wovon sich jeder, der dahin kommt, auflesen darf, so viel er mag. Viele, so sagte man uns, seien ganz bettelarm dorthin gekommen und wären als reiche Leute wieder davongegangen, so dass sie daheim sich Haus und Hof für ihren Gewinn kaufen konnten.
Obgleich man uns Schwaben und allen Deutschen überhaupt es nachsagt, dass wir ziemlich leichtgläubig seien, hätte ich doch gern einen und den andern solcher glücklich und reich gewordenen Leute selber gesehen und sprechen mögen. Wenn ich mich aber genauer nach ihnen erkundigte, so wies man mich an so weit abgelegene Orte hin, dass mir die Lust zur persönlichen Nachforschung verging, und die durchreisenden Auswanderer nach Kalifornien wussten auch nichts Weiteres von der Sache als das, was wir damals täglich in unseren Zeitungen lasen oder was uns aus Briefen mitgeteilt wurde, die bei mehreren Handelshäusern in der Stadt eingelaufen waren.
Seltsam genug war es, dass das kalifornische Goldfieber nicht uns junge Leute, sondern zuerst den alten, fast siebzigjährigen Vetter unseres Wilhelms, einen vormaligen Schneidermeister und jetzigen ansehnlichen Tuch- und Kleiderhändler ergriff. Dieser Mann, von dem seine Verwandten in Deutschland seit fast dreißig Jahren keine Kunde erhalten und den sie deshalb längst für tot gehalten hatten, freute sich nicht wenig, als seines Bruders Sohn, der wohlgestaltete lange Wilhelm, so unvermutet zu ihm fand, denn er selber hatte keine Kinder und lebte als Witwer ganz einsam. Er kam jeden Abend zu uns ins Wirtshaus und wurde unter uns jungen Leuten selbst wieder jung. Als dieser gute Mann so tagtäglich von den kalifornischen Goldklumpen hörte und in den Zeitungen las, als er selbst mehrmals in einem großen Handelshaus ansehnliche Portionen von solchem echten kalifornischen Golde gesehen hatte, da er wurde er ganz leidenschaftlich bewegt.
„Wenn ich", so sagte er, „so jung wäre, wie ihr seid, ich setzte mich nicht hierher in die Stadt und ließe das Volk, das jetzt aus allen Landen, wie man sagt, selbst aus China, nach Kalifornien hinzieht, all das Gold, das obenauf liegt, so leichtsinnig ablesen, bis am Ende kein anderes mehr da ist als das, was die Bergleute aus der Tiefe heraufholen. Wir hier in Amerika haben das nächste Recht auf den guten Fund, wir sollten die Hände nicht so in den Schoß legen und zusehen, wie die Fremden nach wenig Wochen oder Monaten mit kinderleichter Arbeit zu großen, reichen Herren werden, während wir uns unser Leben lang beim Handwerksstand abplagen müssen!
Da seht einmal, ihr seid euer sieben junge, starke Leute und habt alle das Arbeiten gelernt. Ich weiß, ihr habt es euch untereinander versprochen, so lang wie nur möglich beisammen zu bleiben. Und wie gut könntet ihr das auf so einer Wanderung nach Kalifornien! Hier der Westfale ist Zimmermann, der Preuße ist Goldschmied, der Hamburger als ausgelernter Kaufmann versteht sich aufs Rechnungsführen, und von meinen vier Landsleuten aus Schwaben ist der eine ein Kunstgärtner, der andere ein Schmied, der dritte ist Feldmesser und Wundarzt zugleich. Nur der vierte, hier mein Vetter Wilhelm, hat bisher ein Handwerk betrieben, mit dem sich beim Goldgraben nicht viel anfangen lässt. Denn seine Buchbinderarbeiten werdet ihr in Kalifornien schwerlich gebrauchen können. Aber er ist groß und stark, er hilft gern bei jedem Geschäft; der Gärtner versteht sich aufs Umgraben und Sortieren des Bodens, der Goldschmied hat geübte Augen für das Erkennen des Goldes und wird euch davor bewahren, dass ihr nicht etwas Katzengold (gelben Glimmer) oder Markasitkügelchen (Schwefelkies) statt Gold auflest; der Zimmermann baut euch eine Hütte und sorgt für das Holzwerk an den Schaufeln und Hacken, der Schmied hält euch das Eisenwerk daran in gutem Stand, der Wundarzt kuriert euch umsonst, wenn euch etwas fehlt, und als Feldmesser misst er das Stück Landes nach, das ihr in Pacht nehmt, der Kaufmann führt die Rechnung über Gewinn und Ausgaben.
Und wisst ihr was? Damit ihr eurem Haushaltungs- und Rechnungsbuch gleich auf der ersten Seite unter den Ansätzen Soll und Haben etwas Ordentliches einschreiben könnt, will ich euch selber zur eurer Expedition nach Kalifornien ein gutes Kapital vorstrecken. Ihr seid ehrliche Leute und verständig sowie fleißig dazu; ich weiß gewiss, ihr kommt nicht mit leeren Händen zurück. Statt der Zinsen verlange ich, als wäre ich selbst einer von der Gesellschaft, den achten Teil eures Gewinnes dem Gewichte nach,