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Aporia: Der verlorene Flügel
Aporia: Der verlorene Flügel
Aporia: Der verlorene Flügel
Ebook237 pages3 hours

Aporia: Der verlorene Flügel

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About this ebook

Mitten im Bremer Bürgerpark liegt der Eingang zu einer zauberhaften Welt - Aporia.
Das Leben der Zwillinge Mia und Max wird auf den Kopf gestellt, als sie von dort ein mysteriöser Hilferuf erreicht und sie sich mit ihren Eltern auf die Reise begeben. Es beginnt ein riesiges Abenteuer, bei dem die beiden mit ihrer neuen Freundin Nelia magische Momente erleben, Gefahren überstehen und versuchen müssen, Aporia vor einer dunklen Bedrohung zu beschützen.
LanguageDeutsch
Release dateMar 20, 2013
ISBN9783848291373
Aporia: Der verlorene Flügel
Author

Tonia Martens

Tonia Martens, geboren 1983 in Bremen, lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in ihrer Geburtsstadt und arbeitet als Juristin in der Wissenschaft. Aporia - Der verlorene Flügel ist ihr erstes Kinder- und Jugendbuch.

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    Book preview

    Aporia - Tonia Martens

    Autorin

    1. Kapitel – Eine mysteriöse Botschaft

    Von einer leichten Sommerbrise getragen, überquerte ein bunter Schmetterling mit sanftem Flügelschlag die Parkallee am Rande des Bürgerparks in Bremen. Er flog auf eine alte, weiße Villa zu, in deren Fenstern sich die letzten Strahlen der Abendsonne spiegelten. Der Schmetterling flog vorbei an duftenden und bunten Blumenbeeten, die links und rechts die Auffahrt des Hauses säumten. Hinter dem Haus lag ein großer Garten mit knorrigen Bäumen, die über und über mit prallen, roten Äpfeln behangen waren. Von seinem Flug erschöpft, glitt der Schmetterling auf eine Bank hinab, ließ sich für einen Moment die warme Sonne auf die ausgebreiteten Flügel scheinen und lauschte den fröhlichen Stimmen, die der Wind durch den Garten zu ihm herüber trug.

    „Hu, ist das kalt!", quietschte die elfjährige Mia in den höchsten Tönen.

    Ihr Bruder Max stand mit einem großen Eimer Wasser hinter ihr, den er ihr überraschend über den Kopf goss. Er kicherte diebisch über seinen gelungenen Streich und hüpfte vor seiner triefenden Schwester auf und ab. „Fang mich doch! Du schaffst es eh nicht!", posaunte Max. Sein blondes Haar fiel ihm wirr in die Stirn und seine blauen Augen blitzten auffordernd.

    Nichts deutete darauf hin, dass die beiden Zwillinge waren. Max war lebhaft, hochgeschossen und voller Sommersprossen. Mia hatte braune Augen und dunkle Haare. Sie war eher klein und zierlich, wirkte auf den ersten Blick zurückhaltend und verträumt.

    Bevor Mia von dem kalten Wasser überrascht wurde, war sie gerade dabei, ein Kapitel in einem Buch über die Flaschenaufzucht von Kaninchen zu lesen. Für ihre elf Jahre kannte sie sich mit Tieren gut aus und liebte ausnahmslos alle. Schon seit langem hoffte sie, im Park ein Kaninchenbaby zu finden, es zu retten und liebevoll mit der Flasche aufzuziehen. Um ihrem Glück etwas nachzuhelfen, lief sie mehrmals am Tag an Kaninchenlöchern vorbei, doch bisher war ihr kein verwaistes Baby begegnet. Dennoch, sie wollte für den Ernstfall gut vorbereitet sein. Träumend hatte sie in die Ferne geblickt, sah sich mit einem kleinen Kaninchenbaby nach Hause kommen, als Max ihre Gedanken dann jäh mit kaltem Wasser verscheucht hatte.

    Max machte Anstalten die Wasserschüssel erneut zu füllen, aber Mia packte seine Hand und schnappte sich die Schüssel. „Na warte, jetzt kriegst du's zurück!", rief sie und sprang auf.

    „Uah!", Max hatte mit dieser Reaktion nicht gerechnet, drehte sich um und rannte geradewegs zu ihrem Baumhaus. Schnell kletterte er die Strickleiter hinauf.

    Mia, die blitzartig die Schüssel in das Schwimmbecken getaucht hatte, war dicht hinter ihm. Sie quietschte, weil das kalte Wasser aus der Schüssel über ihre Füße schwappte.

    Max war mittlerweile oben angekommen. „Hey, du lahme Ente! Na komm schon, versuch mich doch zu kriegen!" Er kniete auf dem Holzbrett und blickte grinsend zu Mia hinab.

    Mia klemmte sich die Schüssel unter den Arm, wollte gerade die Leiter ergreifen, als Max sie mit einem hinterhältigen Kichern zu sich hinaufzog.

    „So leicht kommst du mir nicht davon!", schnaubte Mia kaum hörbar und ließ die Schüssel fallen. Für einen Moment sah es so aus, als würde sie ins Haus gehen. Max triumphierte. Doch plötzlich sprang Mia zum Gartenschlauch und drehte den Hahn voll auf.

    „Das wagst du nicht!", schrie Max entrüstet.

    „Und ob!" Mia zielte mit dem Schlauch auf das Baumhaus.

    Der Strahl erwischte Max mit voller Wucht. Er ließ sich auf den Holzboden fallen, hielt sich schützend die Hände vors Gesicht und rief zwischen seinen Fingern hindurch: „Hör auf, hör auf, ich lass dich jetzt in Ruhe! Versprochen! Als das nichts bewirkte, schob er nach: „Und ich mach drei Wochen lang deine Hausaufgaben! Auch die in Mathe!

    Mia tänzelte über den Rasen und kicherte. „Die Ferien haben gerade erst angefangen. Glaub doch nicht, dass ich darauf reinfalle! Lachend nahm sie den Strahl von Max weg. Als er aufstehen wollte, richtete sie den Schlauch sofort wieder auf ihn und juchzte: „Achtung Mäxchen, es wird wieder nass!

    Da ertönten ein ächzendes Motorengeräusch und kurz darauf ein helles Hupen.

    „Mama ist zurück!", rief Mia und ließ prompt den Wasserschlauch fallen. Wild zappelnd schoss der durch den Garten und spritzte in alle Richtungen.

    „Na endlich!", stöhnte Max. Dabei blickte er mit verdrehten Augen in den Himmel, als ob er sich dort bedanken wollte. Er war pitschnass und bereute, dass er seine Schwester geärgert hatte. Wieder einmal hatte er sie unterschätzt. Langsam kletterte er die Strickleiter hinab, drehte den Wasserhahn ab und folgte Mia vors Haus.

    Dort stellte ihre Mutter, Lisa, gerade den alten Saab ab, den die Kinder liebevoll „Saabine" getauft hatten.

    „Juhu, Kinder, ich bin zurück! Lachend stieg die blonde Frau aus dem Auto. „Was habt ihr denn veranstaltet? Ihr seht ja aus wie begossene Pudel. Lisa arbeitete wie der Vater von Mia und Max, Kiliano, in einer Arztpraxis am Marktplatz in der Stadt. Sie erwartete keine Antwort, sondern wuschelte Max zur Begrüßung durchs nasse Haar und drückte Mia kurz an sich. „Ist Papa schon da?", fragte sie, während sie auf die Haustür zuging.

    „Nee, noch nicht. Was essen wir heute?, wollte Max wissen. „Ich hab nämlich 'nen riesigen Kohldampf!

    „Na, ich dachte, wir… Lisa verstummte, als ihr Blick auf die Holzbank an der Hausecke fiel. Dort lag ein braunes, welkes Blatt in Form eines Schmetterlings. Dicht über ihm waberte ein golden glänzender Staub in der Form des Blattes. Es wirkte fast, als spiegelte sich das Blatt in der Luft. Während die Kinder fasziniert stehen blieben, lief Lisa erschrocken zu der Bank und griff nach dem Blatt. In dem Moment, in dem sie es berührte, sank der goldene Staub auf das Blatt hinab und schien in ihm zu verschwinden. Zumindest fiel er nicht auf den Boden, als Lisa das Blatt hastig in ihre Tasche stopfte und sich dabei unsicher umblickte. Fast, als hätte sie Angst dabei gesehen zu werden. Mit ernster Stimme wandte sich die Mutter an ihre Kinder: „Ist heute etwas Ungewöhnliches passiert? Dabei wirkte sie, als wären ihre Gedanken bereits ganz woanders.

    „Nö, wieso? Was war denn das gerade?", wollte Max neugierig wissen.

    Lisa blieb ihm die Antwort schuldig, denn in diesem Augenblick kündigte der knirschende Schotter auf der Auffahrt ein weiteres Auto an. Es war Kiliano.

    „Hat sich zu Ehren meiner Heimkehr die ganze Familie vor dem Haus versammelt? Dann bitte verbeugt euch nun, ich werde jetzt aussteigen", scherzte Kiliano, als er die Autotür öffnete. Seine Lachfalten hatten sich fröhlich zusammen gekräuselt. Er hatte fast immer gute Laune und stellte nicht selten Unfug mit seinen Kindern an. Er liebte sie über alles. Mia war mit ihren dunkelbraunen Haaren und dunklen Augen das Ebenbild ihres Vaters. Max hingegen sah seiner Mutter sehr ähnlich.

    „Und, was ist nun? Seid ihr so überrascht mich hier in meinem eigenen Zuhause zu sehen, dass es euch die Sprache verschlagen hat?", fragte er schmunzelnd.

    Wortlos griff Lisa nach seinem Arm und zog ihren Mann mit sich ins Haus.

    Die Kinder blieben verwirrt stehen und blickten ihren Eltern hinterher.

    „Was ist denn mit Mama los? Und was lag da auf der Bank?", fragte Mia ihren Bruder.

    „Keine Ahnung. Lass uns doch mal nachgucken, ob wir noch was finden!", rief Max und fasste seine Schwester an der Hand.

    Sie schauten auf der Bank nach und suchten darunter. Aber sie fanden nichts, was auch nur annähernd so aussah wie das, was Lisa so schnell in ihre Tasche gesteckt hatte.

    „Glaubst du, Mama und Papa haben Geheimnisse vor uns?", wollte Mia wissen.

    Max nickte. „Es sieht ganz so aus. So seltsam wie sie sich gerade benommen haben."

    Der Rest des Abends verlief außergewöhnlich still. Während des Essens blickten Lisa und Kiliano mit ernster Miene vor sich hin und redeten kaum. Mia und Max kannten ihre Eltern so gar nicht und trauten sich nicht, Fragen zu stellen.

    Erst mitten in der Nacht sollten Max und Mia den Grund für das sonderbare Verhalten ihrer Eltern erfahren. Es war noch sehr warm und Mia hatte Durst. Sie schlich sich in Max' Zimmer, weil sie wusste, dass er immer eine Flasche Wasser am Bett stehen hatte. Außerdem konnte sie nicht einschlafen.

    „Hey Max, bist du noch wach?", flüsterte sie, als sie sich durch die Tür schob.

    „Ja, sei leise und komm rüber zu mir!" Max lag zu Mias Überraschung nicht im Bett, sondern kauerte unter dem Fenster.

    „Was ist denn los?", wisperte Mia erschrocken.

    „Psst!, Max legte seinen Finger über den Mund. Dann richtete er sich auf und drehte am Fenstergriff. Bevor er den Fensterladen vorsichtig öffnete, flüsterte er: „Mama und Papa sitzen da unten. Vielleicht können wir etwas hören.

    Ihre Eltern saßen bei Kerzenschein auf der Veranda. Sie ahnten nicht, dass Max und Mia am Fenster hockten und lauschten.

    Max steckte seinen Kopf aus dem Fenster. Von unten konnte man ihn nicht sehen, da er im Schatten des dichten Efeukleides versteckt war. Er griff in die Efeuzweige, um sich ein bisschen weiter heraus lehnen zu können. Plötzlich flogen Dutzende von Nachtfaltern aufgeschreckt in die Höhe und kreisten über den Köpfen ihrer Eltern. Max erschrak und zog seinen Kopf zurück.

    Mia lehnte blitzartig das Fenster an.

    Sie hörten, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde, und die Stimme ihres Vaters sagte: Nanu, was ist denn hier los? Er blickte zum Fenster hinauf. Aber er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken und setzte sich wieder. Auch die Nachtfalter zogen sich in den Efeu zurück.

    Die Stimme, die der sachte Wind nun zu ihnen hinauf trug, war nicht die ihrer Mutter. „Ich denke, es ist alles in Ordnung. Vielleicht ist eine Maus die Wand hinaufgeklettert. Wenn Gefahr drohen würde, hätten sich die Falter nicht wieder gesetzt." Die Stimme klang hell und freundlich, ja beinahe feenhaft.

    Mia und Max blickten sich mit fragenden Gesichtern an. Sie hatten das Fenster wieder ein Stück geöffnet, blieben aber sicherheitshalber darunter sitzen, um nicht entdeckt zu werden.

    Noch bevor sie sich austauschen konnten, hörten sie die Stimme ihres Vaters, die sehr angespannt klang: „Lumilia, wie viel Zeit bleibt uns darüber nachzudenken? Dein Brief hat uns völlig aus der Bahn geworfen."

    „Keine, Kiliano. Du weißt, wie es um Aporia steht. Mehr sagte Lumilia für eine lange Zeit nicht. „Wir brauchen dich jetzt. Aporia ist in größter Gefahr!, fügte sie dann doch eindringlich hinzu.

    „Aber wie stellst du dir das vor? Die Kinder wissen noch nicht einmal, dass es Aporia überhaupt gibt. Und dort lauern doch überall Gefahren."

    „Ihr habt es ihnen schon viel zu lange vorenthalten. Jetzt geht es darum, dein Land zu retten. Wir können keine Rücksicht darauf nehmen. Sie werden es verstehen. Du bist der Thronfolger und der Einzige, der das Schlimmste noch verhindern kann, versuchte Lumilia Kiliano zu überzeugen. „Außerdem ist es auf dem Schloss zumindest noch sicher. Wir müssen einfach sehr vorsichtig sein und auf die Kinder aufpassen.

    Mia und Max hatten sich mittlerweile aufgerichtet und blickten völlig verwirrt aus dem Fenster.

    Lisa schaute ihrem Mann in die Augen. „Ich glaube, wir haben keine Wahl, Kiliano. Wir müssen nach Aporia zurückkehren."

    Kiliano rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Dann sagte er: „Okay, aber gib uns bis morgen Zeit. Wir sehen uns am Raupus, wenn der Mond auf die Lichtung scheint."

    „Danke, Kiliano. Ich werde euch abholen kommen, sagte Lumilia erleichtert und stand auf. „Dann ist es jetzt Zeit für mich, nach Hause zu fliegen. Sie trat aus dem Schatten der Veranda hervor.

    Mia und Max blickten auf eine zierliche Person in einem Kleid, das in den buntesten Farben schillerte. Goldenes Licht umgab sie. Sie konnten nur einen kurzen Blick auf sie erhaschen, denn kaum stand sie da, ging sie leicht in die Knie und stieß sich mit ihren schmalen Füßen vom Boden ab. Während sie dies tat, wurde sie kleiner und kleiner und verwandelte sich schließlich in einen Schmetterling, der mit sanftem Flügelschlag in die Nacht entschwand. Kaum war sie losgeflogen, raschelte es im Efeu und unzählige Nachtfalter folgten ihr. Mia und Max standen mit offenen Mündern am Fenster.

    2. Kapitel – Fragen ohne Antworten

    Nachdem Lumilia in der Dunkelheit der Nacht verschwunden war, standen auch Lisa und Kiliano auf. Max und Mia konnten vom Fenster aus beobachten, dass sie sich in den Arm nahmen.

    Kiliano sagte, sich noch enger an seine Frau schmiegend: „Ich wünschte, ich könnte unserer Familie diesen Schritt ersparen. Für Mia und Max wird das größte Abenteuer ihres Lebens beginnen. Ich hoffe nur, dass wir sie nicht in Gefahr bringen."

    Lisa antwortete ihm nicht, blickte jedoch zu ihm auf und nickte stumm mit dem Kopf. Dann gingen sie ins Haus.

    Weder Mia noch Max konnten nach dem, was sie gerade erlebt hatten, einschlafen. Hellwach lagen sie in der Höhle unter Max' Hochbett und besprachen im Flüsterton die Dinge, die sie gehört hatten. Was sollte Aporia sein? Von was für einer Gefahr hatten ihre Eltern und die fremde Frau gesprochen? Und was würde ihr Vater ihnen morgen erzählen? Erst tief in der Nacht fielen die Kinder in einen unruhigen Schlaf.

    Kaum schien die Sonne ins Zimmer, erwachten die Zwillinge.

    Mia rieb sich die Augen. „Hatte ich einen verrückten Traum oder ist das gestern wirklich passiert?", fragte sie ihren Bruder.

    „Wenn, dann hatten wir denselben Traum, antwortete dieser nachdenklich. „Komm, lass uns aufstehen und Mama und Papa fragen, was das alles zu bedeuten hat!, sagte er entschlossen und sprang auf. Mia folgte ihm hinunter in die Küche.

    Dort belegten Lisa und Kiliano Brote.

    „Hey!, Max schaute seine Eltern forsch an. „Wir haben gestern euer Gespräch mit dieser, dieser Schmetterlingsfrau gehört. Was ist hier los?

    Lisa blickte erschrocken auf. „Nicht jetzt, Max, wir erklären euch alles später. Packt ein paar Sachen zusammen, ja? Wir fahren in den Urlaub. Sie schob den verdatterten Max beiseite und rief, während sie die Küche verließ, über die Schulter: „Papa und ich müssen noch einmal in die Praxis. Wenn wir wiederkommen, geht es los.

    Nur wenige Sekunden später waren sie allein.

    Den Tag verbrachten die Zwillinge grübelnd im Garten. Auch als Kiliano und Lisa am Abend zurückkehrten, wichen sie den Fragen ihrer Kinder aus. Und es wurde noch mysteriöser. Als es dunkel wurde, forderten sie Mia und Max ohne Erklärungen auf, ihnen in den Bürgerpark zu folgen.

    3. Kapitel – Der alte Kletterbaum

    Und so kam es, dass die vierköpfige Familie, mit Reisetaschen bepackt, in der Dunkelheit aufbrach. Sie überquerten eine Ampel auf der Parkallee und bogen in einen Weg ein, an dessen rechtem Rand ein alter, verwitterter Bunker stand.

    Max konnte es nicht mehr aushalten. Mama, könnt ihr uns bitte erklären, was hier los ist?

    „Genau! Es ist ungerecht, uns nichts zu sagen", schaltete sich auch Mia vorwurfsvoll ein.

    Statt einer Antwort beschleunigten Kiliano und Lisa ihr Tempo.

    „Papa, ich kann gar nichts sehen! Es ist stockdunkel hier. Und was machen wir überhaupt um diese Uhrzeit im Park?" Max verging langsam die Lust an diesem nächtlichen Abenteuer.

    Doch ihre Eltern zogen sie weiter mit sich. Vor ihnen lag verschlafen ein Häuschen, das aussah, als hätte man es aus den Schweizer Alpen nach Bremen gebracht. Rechts am Wegesrand standen hintereinander zwei alte, knorrige Nadelbäume. Der Mond schien zwischen den Zweigen hindurch auf glänzende Stämme, die zum Klettern einluden. Unzählige Kinderfüße hatten sie in den letzten Jahrzehnten glatt geschliffen.

    Kiliano und Lisa blieben vor dem zweiten Kletterbaum stehen.

    Mia schien allmählich zu begreifen. Sie fragte mit heiserer und unsicherer Stimme: „Ist hier dieses komische Aporia, von dem ihr gestern gesprochen habt? Aber das kann doch nicht sein! Das ist doch der Kletterbaum, auf dem wir schon unendlich oft gespielt haben."

    „Nein, Kleines, hier nicht, aber die Bäume werden uns helfen nach Aporia zu gelangen." Mia fasste aufgeregt die Hand ihrer Mutter.

    Max dagegen wurde die Situation jetzt endgültig zu bunt. „Und was kommt jetzt? Hüpfen wir alle auf einem Bein im Kreis und dann macht es zwei Mal „bumm bumm und wir stehen in Aporia?

    Du wirst schon sehen, mein Sohn, ganz so einfach ist es nicht. Kiliano machte ein paar Schritte nach vorne, bis er vor einem der Stämme stand. Sein Blick war auf eine Stammgabelung am Boden gerichtet. Sie sah ein wenig wie ein Eingang in den Baum aus. Dann murmelte er etwas in einer Sprache, die Max und Mia nicht verstanden.

    Max gluckste: Papa, jetzt reicht's aber! Hörst du Töne, oder was? Ihr könnt mit eurem Kinderferienprogramm aufhören. Ich bin müde und hab genug von diesem Märchen. Sonst glaub ich wirklich bald, dass mir bei einer falschen Bewegung stummelige Flügel wachsen… Er lachte bei der Vorstellung, doch dann geschah etwas, was ihn und Mia den Atem anhalten ließ.

    Es gab ein dumpfes, langgezogenes Geräusch, dann wurde ein winziger greller Lichtstrahl sichtbar, der aus der Stammgabelung

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