Gschichterl
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About this ebook
Dass der Kasperl heil aus allen Gefahren herauskommt
Dass ein bunter Papagei ihnen abends im Radio Gute Nacht wünscht
Dass alle Streithansl mit Streiten aufhören
Dass ein kleiner Ausreißer wieder ein Zuhause findet
Dass Katz und Maus zu Freunden werden
Dass eine schöne Melodie gerettet wird
Dass es in jeder Schule ein Fräulein Mücke gibt
Dass ein kleines Mädchen immer einen Schutzengel hat …
Aus solchen altmodischen Überlegungen entstanden diese “Gschichterl”.
Clara Hermans
Clara Hermans, in Heilbronn geboren, hat in Freiburg Germanistik und Geschichte studiert. Sie hat mit ihrem Mann, dem Kunsthistoriker Claus Hermans, viele Dokumentationen für das Fernsehen verfasst. Sie ist Autorin einer Untersuchung zu Goethes zweiter Schweizer Reise und weiterer Bücher.
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Book preview
Gschichterl - Clara Hermans
REISE
DIE REISE NACH BANANIA
Weit weg, an einem Inselstrand.
Liegt goldgelb das Bananenland.
Dort essen alle Untertanen
Jahraus, jahrein nichts als Bananen.
Wen gibt’s, der nicht den ganzen Tag
Ein solches Futter haben mag?
Auch Kasperl, der wo anders wohnte,
Wo man Bananen kaufen konnte,
Die aber leider schrecklich teuer,
Der sprach zum Kapitän am Steuer
"Herr Kapitän! Top! Schlaget ein!
Ich will bei Euch Schiffsjunge sein!
Er kaufte sich ’ne blaue Hose
Und wurde damit Leichtmatrose.
Großmutter weinte Weh und Ach
und stand am Strand und winkte nach.
Sie schenkte ihrem Enkelsohn
Zum Abschied einen Luftballon.
Der steckte voller Zauberei
und stand dem Kasperl treulich bei.
Lauthals schrie Kasperl drauf: Adieu!
Und fuhr per Schiff zur hohen See.
Nach sieben Wochen aber endlich
Ward weit entfernt ein Land erkenntlich –
Der Kasperl sprach: "Herr Kapitän.
Ich steige aus! Auf Wiedersehn!"
Er nahm die Seemannskiste her
Das schöne Land kam immer näh’r –
Kurz, nachmittags um halber vier
War unser Kasperl endlich hier.
Warf seine Mütze in die Luft
Und schrie: Hurra! Bananenduft!
Er stopfte sich in seinen Mund
Auf einmal gleich ein ganzes Pfund.
Nun kam gerad’ von ungefähr
Der Kaiser seines Wegs daher
Auf einer Elefantenkuh
Und fragte:Ei, wer bist denn du?
"Herr Kaiser von Banania,
Grüß Gott, der Kasperle ist da!
In meinem Lesebuche stand
Bei Euch sei das Bananenland!"
Ach
, sprach der Kaiser, gar nicht froh.
"Mein Lieber, leider ist das so!
Hier in dem Land Bananien
Gibt’s nicht einmal Kastanien!
Wie äß’ ich gar so gerne Grütze
Bei dieser heißen Sommerhitze.
Auch hat der Leibarzt mir geraten
Für jeden Sonntag Schweinebraten –
Und nun bin ich gar sehr betrübt,
Weil es das alles hier nicht gibt."
Der Kasperl spricht: "Das ändert sich!
Da baut nur felsenfest auf mich.
Setzt Euch auf Euren goldnen Thron,
Gebt mir und meinem Luftballon
Ein Haus und einen großen Garten,
Und tut, bittschön, ein Weilchen warten."
Doch leider, beim Bananenessen
Hat unser Kasperl ganz vergessen,
Dass er dem Kaiser fest versprochen
Sein Leibgericht für ihn zu kochen.
Dem Kaiser macht kein Warten Spaß!
Drum sprach er endlich: "Schickt sich das?
Bringt er mitr jetzt die Grütze nicht,
So stellt ihn vor ein Halsgericht!"
Der Kasperl schlief grad’ sehr bequem
Da war’s ihm gar nicht angenehm
Wie ihn die Polizei ergreift.
An Arm und Bein zum Kaiser schleift:
"He! Du mit seinem großen Maul
Noch keiner war wie du so faul!
Sperrt ihn zu Ratten und zu Mäusen.
Drei Tage kriegt er nichts zu speisen!"
"Ach, lieber Kaiser, übet Gnad’!
Das Essen steht ja schon parat!
Gebt mir nur meinen Luftballon,
Der ist mein Freund und hilft mir schon.
Bläst man ihn hinten tüchtig voll,
dann tut er vorne, was er soll".
Kaum fängt der Kasperl an zu blasen,
So kullert, wie beim Osterhasen.
Ein großes, buntes Ei hervor –
Ein andres aus dem linken Ohr!
Doch gibt’s auch frischen Räucherschinken
Und Himbeerlimonad’ zum Trinken.
Und endlich – eine Kompanie
Soldaten zieht mit wenig Müh
Salamiwurst und Schweizerkas
Dem Luftballon aus seiner Nas’!
Von jetzt an aber ward im Land,
So weit es Leute gab, bekannt,
Ein jeder dürfe ungemessen
So viel, wie er nur wolle, essen.
Da lief das ganze Volk zusammen,
Wohl an die hunderttausend kamen.
Der Luftballon bei Tag und Nacht
Hat wahre Wunderwerk vollbracht:
Er machte Berge von Rosinen,
Auch Apfelmus und Mandarinen –
Grießpudding, Marzipan, Krokant –
Genau wie im Schlaraffenland.
Die Leute schleckten dies und das
Und wurden dick wie’n Heringsfass.
So ging es fast ein Vierteljahr.
Da wuchs dem Kasperl recht sein Haar.
Kaum konnt er aus den Augen blicken.
Auch war im Strumpf ein Loch zu flicken
Und mehr noch: in der Seppelhos’
Stand er von hinten nackt und bloß.
Doch keiner hat zum Helfen Zeit!
Der Schneider flickt ihm nicht sein Kleid.
Der Schuster wirft, der faule Tropf,