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Good-Bye, Pegasus!: Eine total ungereimte Geschichte
Good-Bye, Pegasus!: Eine total ungereimte Geschichte
Good-Bye, Pegasus!: Eine total ungereimte Geschichte
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Good-Bye, Pegasus!: Eine total ungereimte Geschichte

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About this ebook

Es ist zum Verzweifeln: Was macht so ein alleinerziehender Vater nur alles falsch: die ewige Besserwisserei, hunderterlei Vorschriften, die tagtäglichen Predigten. Der reumütige Lehrer Nicola will sich ändern: Geduld! Geduld! Geduld! nimmt er sich vor. Wie es ihm seine Kollegin, die Frau Sieversen, vormacht. Wenn's halt nur nicht so entsetzlich schwer wäre! Und einen Pegasus? Wozu braucht man den überhaupt noch? Heutzutage geht das Bücherschreiben mit dem Computer ja wie von allein.
Aber vielleicht könnte der Pegasus, eh er in Rente geht, dem Doktor Nikola noch schnell seine Rechthaberei austreiben - und dem Zenetti Schorsch seinen Geiz? Oder den Herrn Prantl auf einen Baum hochjagen? Eine kleine Revolution anzetteln? Aus dem Valentin und dem Fritzl richtig gute Freunde machen? Vor
allem aber: der ganzen Gesellschaft ein paar verrückte Streiche spielen. Also: Auf geht's, Pegasus!
LanguageDeutsch
Release dateMay 13, 2014
ISBN9783735745026
Good-Bye, Pegasus!: Eine total ungereimte Geschichte
Author

Clara Hermans

Clara Hermans, in Heilbronn geboren, hat in Freiburg Germanistik und Geschichte studiert. Sie hat mit ihrem Mann, dem Kunsthistoriker Claus Hermans, viele Dokumentationen für das Fernsehen verfasst. Sie ist Autorin einer Untersuchung zu Goethes zweiter Schweizer Reise und weiterer Bücher.

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    Book preview

    Good-Bye, Pegasus! - Clara Hermans

    Herzlichen Dank an Raymund, ohne den dieses Buch nicht zustandegekommen wäre.

    Inhaltsverzeichnis

    Gerechtigkeit?

    Herr Prantl hat Geburtstag

    Warum ‘Pegasus’? Warum nicht ‘Max’?

    Selbsterkenntnis, Herr Doktor Nikola!

    Das Dichten – eine Katastrophe!

    Heimweh nach dem Pegasus

    Der Pegasus erregt teils Ärger, teils Bewunderung

    Wem gehört denn nun der Pegasus?

    Ein wundersamer Luftballon

    Fenstersturz

    Der Pegasus wechselt den Besitzer

    Der Fritzl leidet für die Kunst

    Eine Rettungsaktion

    Herr Nikola lernt es doch noch, das Schreiben

    Nieder mit der Schule!

    Lebewohl, Pegasus!

    Gerechtigkeit?

    Ob andere Buben mit ihrem Vater auch so oft einen Ärger haben wie der Valentin? Wenn ja, das wäre tröstlich!

    Mensch, Valentin! sagt sein Freund Fritzl. Glaubst du vielleicht, bei mir ist jeden Tag Friede, Freude, Eierkuchen? Wenn der Papa mit einer Stinklaune abends aus der Praxis kommt?

    Der Fritzl versinkt in Schweigen. In Gedanken überfliegt er, was ihm so in letzter Zeit alles widerfahren ist. Es reicht! Doch ihn bringt das nicht aus der Ruhe. Denn der Fritzl ist ein Philosoph. Einerseits. Der Fritzl ist aber auch ein Schlitzohr. Längst beherrscht er die Kunst, nach Strich und Faden zu tricksen. Wie schafft er das bloß? Genial! Na ja, im Notfall schwebt die Fritzl-Mama in ihrer Güte als rettender Engel über den häuslichen Gewitterstürmen, die es auch bei ihnen gelegentlich gibt.

    Dem Fritzl sein Vater ist Zahnarzt. Neiderfüllt seufzt der Valentin: Du weißt ja gar nicht, was du für ein Glück hast! Von morgens bis abends ist dein Papa in seiner Praxis. Ich dagegen! Meiner ist jeden Nachmittag zuhause! Ein Oberstudienrat! Ein Lehrer!! Ein Pädagoge!!!

    Was heißt das denn jetzt wieder? Ein Pädagoge?

    "Na, was mein Papa sich so drunter vorstellt. Ein Kinderquäler halt. Einer, der dir hunderttausend Vorschriften macht und von morgens bis abends predigt. Zum Beispiel: Computerspielen verblödet, Sport treiben macht Spaß, Fernsehen ist Gift. Vor allem jedoch, mein Sohn: Lies gute Bücher! Bücherlesen ist wichtig für die Bildung.

    Sag, brauchst du vielleicht eine Bildung, Fritzl?"

    Der Fritzl kann sich nichts Genaues unter Bildung vorstellen. Eigentlich liegt er dabei ja gar nicht so viel daneben. Aber der Papa vom Valentin meint es mit seiner Bildung natürlich ganz bestimmt nur gut! Allein: dieser Vater ist aufgrund langjähriger bitterer Lehrer-Erfahrungen mit allen Wassern gewaschen. Er misstraut seinem Sohn sozusagen berufsmäßig und hält ihn deshalb so gut es geht unter Kontrolle. Da hat der Valentin doch nicht die geringste Chance! Und gegen Bildung gibt es sowieso keine Waffe.

    Der Vater vom Fritzl hingegen! Von nichts hat der eine Ahnung, der merkt noch nicht einmal, wie sein Sohn, dieser Schlaumeier, sich durch die Schule und die sonstige Welt beamt.

    Nicht immer herrscht Eintracht zwischen dem Valentin und dem Fritzl. Auch unter Freunden gibt’s gelegentlich Zoff. Zum Beispiel, wenn etwas Verbotenes läuft: heimlich beim Fritzl Computerspielen. Mit Schießereien! Oder gemeinsam eine beim Zahnarzt Maier geklaute Zigarette rauchen; dann plagt den Valentin sein Gewissen. Der Fritzl hingegen mandelt sich auf und nennt den Valentin einen Feigling. So ein Angeber! Daraufhin stinkt es jedem – die Sache muss ausgekämpft werden: Krieg!

    Lang dauern derart lächerliche Meinungsverschiedenheiten meistens nicht. Aber es könnte schon sein, dass eines Tages ihre Freundschaft auf eine härtere Probe gestellt wird.

    In einem Punkt sind sich beide hundertprozentig einig: Das ganze Unglück der Menschheit kommt von der Schule.

    Eben deshalb – glaubt nun wiederum der Fritzl – hat der Valentin mit seinem Papa das Große Los gezogen. Und wünscht sich glühend, sein Vater wäre ebenfalls Oberstudienrat. Was für eine connection! Da kann einem in der Schule doch überhaupt nichts mehr passieren! Ein Riesenvorteil für den Valentin!

    Der Valentin selber weiß natürlich, dass in Wirklichkeit mit seinem Papa in der Schule nichts, aber auch gar nichts geht. Ein Fünfer bleibt ein Fünfer – und ein Verweis ein Verweis. Der Papa würde doch keinen Finger für ihn rühren bei seinen Kollegen. Im Gegenteil! Der reitet seinen Sohn doch grad’ erst recht hinein!

    Deshalb würde der Valentin seinerseits – wenn ihm wieder mal was schiefgegangen ist – sofort mit dem Fritzl tauschen. Weil halt so ein gerissener Hund wie der Fritzl einfach ein sagenhaftes Glück hat im Leben!

    Wer nicht hören will, muss fühlen! sagt der Doktor Nikola. So ist er, der Papa.

    Wieder einmal versaut er seinem Sohn einen wunderschönen Sonntagnachmittag.

    Stimmt ja! Bis heute hat der Valentin sich um den verflixten Hausaufsatz herumgedrückt.

    Kein Wunder bei dem Thema: Meine allerlustigste Geschichte.

    Jetzt pressiert’s! Morgen ist Abgabe.

    Immer noch hängt er an seinem ersten Satz. Dreht ihn so rum, dreht ihn andersrum. Findet ihn uncool. Reißt das Blatt raus. Haut es auf den Boden. Versinkt in Verzweiflung. Mist!

    Genau in dem Augenblick, wo er es endgültig satt hat und alles hinschmeißen will, kommt ihm eine Idee.

    Und er schreibt:

    Wie kann so ein armer Hund eine lustige Geschichte erzählen, wenn er in seinem ganzen Leben noch nie etwas Lustiges erlebt hat?

    Kein Zweifel – ein super Anfang! Der wird der Deutschlehrerin gefallen! Weil, gute Anfänge das mag sie!

    Aber wie weitermachen? Na, ungefähr so:

    Muss er sich halt eine Geschichte ausdenken! Jawohl!

    Dichten, Valentin, dichten! macht er sich Mut. Meine Güte, das kann doch nicht so schwer sein!

    Da! Draußen auf der Straße wiehert ein Pferd! Ein Pferd? Wo kommt das denn her? Hier gibt’s doch nur Autos!

    Er will ans Fenster rennen und rausgucken, aber ausgerechnet jetzt streckt der Papa den Kopf durch die Tür. Wehe, man würde bei ihm einfach so reinplatzen! Bei ihm heißt es: anklopfen! Er ist ja Oberstudienrat – und das hält er für was Besonderes. Haha! Der Valentin weiß doch, dass der Papa heimlich in der ganzen Schule nur der Weihnachtsmann heißt – und nicht etwa der Herr Nikola oder gar der Doktor Nikola. Und nicht gerade beliebt ist. Geschieht ihm recht, denkt der Valentin rachsüchtig. Selber schuld!

    Der Doktor Nikola ist Lateinlehrer und das mit Begeisterung. Nicht einmal im Traum könnte er sich was Schöneres vorstellen. In seiner Verblendung merkt er leider Gottes gar nicht, was das für ein uralter Zopf ist, sein Latein. Das passt doch absolut nicht mehr in unsere Zeit! Das gehört doch längst abgeschafft! Was bringt es einem im späteren Leben denn ein? Nichts! Darüber sollte der Doktor Nikola einmal nachdenken! Dann würde er vielleicht auch ganz schnell begreifen, wie überflüssig heutzutage so ein Lateinlehrer ist.

    Und? Wie läuft’s? erkundigt sich der Papa. Überhaupt nicht! sagt der Valentin verbittert. Das ist ja wieder einmal der reine Hohn! Die Papierknäuel am Boden – sieht er die nicht?

    Wann erlebt man schon was Lustiges? Eigentlich überhaupt nie – das denkt sich bloß diese doofe Deutschlehrerin aus.

    Das will ich überhört haben, mein Sohn!

    O Gott! Geistesgegenwärtig kommt der Valentin einer Moralpredigt zuvor:

    Dann erklär’ mir doch mal das Thema.

    Ja, gibt’s denn da ein Problem?

    "’Meine Geschichte’ heißt es. Aber bedeutet das: Selber erlebt? – oder: Selber ausgedacht? – Kannst du mir das vielleicht sagen?"

    Der Herr Oberstudienrat ist verblüfft. Das hat der Valentin ganz richtig erkannt: beides geht. Respekt! Da hat sich die Deutschlehrerin diese Anfängerin! ein Ding geleistet. Ihm wäre so was nie passiert. Der Valentin kann es förmlich vom Gesicht seines Vaters ablesen.

    "Ist sie nicht eine dumme Kuh die Sieversen? Sag selbst, Papa!"

    Herr Nikola – scheinheilig – meint:

    "Sie hat natürlich noch wenig Erfahrung. So was lernt man halt erst mit der Zeit. Aber Du könntest sie doch schon mal auf ihren Fehler hinweisen. Jetzt gleich in deinem Aufsatz. Ich würde dir gern dabei helfen."

    Mit großen Augen schaut der Valentin seinen Vater an. Im Ernst? Er soll der Lehrerin eins auswischen?

    Der Papa merkt, dass er sich vergaloppiert hat. Es ist ihm peinlich. Rasch verabschiedet er sich:

    Na, dann dichte mal schön! Und draußen ist er

    Valentin kann es nicht fassen: so gehen die Erwachsenen also miteinander um.

    Aber zugeben würden sie es natürlich nie.

    Sowas von Heuchelei!

    Die Deutschlehrerin tut ihm auf einmal leid. Damit ist der Valentin völlig aus dem Konzept geraten. Ans Aufsatzschreiben und erst recht ans Dichten ist überhaupt nicht mehr zu denken.

    Er sitzt auf seiner ersten Eingebung fest – und da bleibt er sitzen. Es fällt ihm einfach keine Fortsetzung ein.

    Ja, da verreck’! schreit der Valentin in seiner Verzweiflung.

    Wieder einmal versinkt er in dumpfes Brüten. Der Wecker tickt, die Zeit verrinnt – und sicher wartet der Fritzl schon auf ihn. Der hat bestimmt seinen Hausaufsatz längst fertig, der Hundling. He! Wiehert da nicht schon wieder da draußen ein Pferd?

    Oh! Jetzt auf die Straße entwischen – dem Fritzl hinter der nächsten Hecke auflauern und über ihn herfallen, dass dem Fritzl Hören und Sehen vergeht. Seine Wut rauslassen! Und zwar gerade, weil der Fritzl ja überhaupt nichts mit der Sache zu tun hat! grad’ deshalb! So ewas geht natürlich nur bei ganz dicken Freunden, sozusagen als Freundschaftsdienst. Ein entrücktes Lächeln verklärt Valentins Gesicht. Für einen Moment vergisst er sein Aufsatz-Problem. Sich mit dem Fritzl schlägern, das ist überhaupt das Schönste im Leben. Manchmal im Ernst und manchmal zum Spaß. Wichtig ist dabei nur, dass man immer mal wieder austestet, ob das Gleichgewicht der Kräfte noch stimmt? Ist man noch gleich schnell, gleich mutig, technisch auf dem gleichen Level – und vom gleichen Kampfgeist beseelt?

    Der Fritzl sieht das genauso.

    Dafür hat der Papa natürlich nicht das mindeste Verständnis. Aber der hat sowieso null Ahnung. Ab und zu redet der Doktor Nikola seinem Sohn ins Gewissen: Schämen solltet ihr euch, du und der Fritzl! Schau uns an, den Herrn Prantl und mich. Ist es nicht schön, wenn zwei Nachbarn wie wir seit Jahr und Tag Freunde sind? Stell dir nur einmal vor, wir Erwachsenen würden uns auch so gottlos herumprügeln wie ihr.

    Ja, ja, die Erwachsenen! Der Valentin schneidet ein grimmiges Gesicht. Er lässt sich von solchen Sprüchen nicht so leicht einwickeln. Er weiß nämlich – und nicht erst seit heute dass die Erwachsenen den Kindern meistens bloß was vormachen mit ihrem sogenannten guten Beispiel. Und das will er dem Papa jetzt einmal hinreiben. Das ist die Gelegenheit!

    Denn jetzt weiß er, was er schreiben wird über das saudoofe Thema Meine allerlustigste Geschichte. Und dichten braucht er dafür auch nicht. Das hat er nämlich alles haargenau so erlebt, wie er es jetzt in seinem Hausaufsatz erzählen wird.

    Zum dritten Mal galoppiert draußen auf der Straße dieses Pferd vorbei und wiehert triumphierend. Aber jetzt hat der Valentin absolut keine Zeit mehr, zum Fenster rauszuschauen und sich um ein hergelaufenes Ross zu kümmern. In atemlosem Tempo schreibt er das erste, das zweite, das dritte Blatt voll. Ein endlos langer Aufsatz wird das – und der macht dem Valentin ausnahmsweise mal richtig Spaß.

    Mit hochroten Backen rennt der Valentin kaum eine Stunde später in den Garten hinunter und schwenkt triumphierend sein Heft. Ein Blick auf die Uhr: jawohl, er hat immer noch Zeit genug für den Fritzl. Ihm ist so leicht und wohl ums Herz das Leben ist auf einmal wieder richtig pfundig.

    Der Papa steht am Gartenzaun hinterm Haus und tauscht mit seinem Nachbarn, besagtem Herrn Prantl, seine Erfahrungen aus über den ewigen Kampf mit Schnecken, Blattläusen und anderem Ungeziefer. Wie Gartier es halt wichtig haben. Schon von weitem schreit der Valentin: Ich bin fertig, Papa! Ich bin fertig!

    Na gut, sagt der Papa. Dann lass hören! Der Valentin stellt sich in Positur, der Herr Prantl spitzt die Ohren und bewundert liebevoll den Valentin, den er für ein ganz gescheites Bürschchen hält.

    Also, es fängt an sagt der Valentin feierlich.

    Meine allerlustigste Geschichte

    Pause. Dann:

    Wer noch nie etwas Lustiges erlebt hat, ist wirklich ein armer Hund! Aber er muss nur richtig nachdenken, dann fällt ihm schon etwas ein. So war es auch bei mir! Meine lustigste Geschichte handelt von meinem Papa und unserem Nachbarn, dem Herrn Prantl. Fast hätte ich sie total vergessen. Dabei haben der Fritzl und ich damals schrecklich darüber lachen müssen, natürlich ganz im Geheimen.

    Der Papa erstarrt.

    Doch der Valentin liest unbarmherzig weiter.

    "Vor drei Jahren sind wir an einem schönen Herbsttag hier in unser Haus eingezogen. Und nebenan der Herr Prantl in seins. Von da an hat der Papa dauernd Gartenbücher gelesen. Er hat nämlich unsern Nachbar, den Herrn Prantl, ausstechen wollen.

    Aber das Lesen hat ihm nichts geholfen. Unser einziges Blumenbeet ist ganz kümmerlich dagestanden. Dagegen haben die Beete vom Herrn Prantl schon im ersten Sommer über und über geblüht. Der Papa war so sauer, aber zugegeben hat er’s nicht. Er freut sich über die Blumen vom Herrn Prantl, hat er behauptet. Er gönnt sie ihm, von Herzen, hat er gesagt. Wer’s glaubt, wird, selig!

    Im Herbst hat er unserm Nachbarn dann eine Tüte mit Zwiebeln rübergebracht. Er hat gesagt, das sind Lilienzwiebeln. Die blühen weiß und, gelb und, feuerrot und, die schenkt er ihm,. Der Herr Prantl hat sich ganz gerührt bedankt. Der Papa aber hat sich zuhaus vor Lachen ausgeschüttet. Der Herr Prantl wird im nächsten Sommer sein blaues Wunder erleben, hat er gesagt. Weil dann werden bei ihm keine Lilien, sondern Küchenzwiebeln wachsen."

    Der Papa wirft dem Valentin einen furchterregenden Blick zu. Der Herr Prantl schneuzt sich und hält sein Taschentuch vors Gesicht – bestimmt ist es ihm peinlich, was der Valentin da enthüllt. Aber der enthüllt ohne Zögern weiter:

    Mit Lilienzwiebeln hat sich der Herr Prantl damals vielleicht noch nicht ausgekannt. Aber mit Küchenzwiebeln umso besser. Da hat ihm, niemand was vormachen können. Er ist nämlich ein erstklassiger Koch. Nur hab ich das damals noch nicht gewusst. Ein paar Tage später hat er direkt neben unserm Zaun ein kleines Beet gegraben. Hier will er die Lilienzwiebeln vom Papa hinpflanzen, sagt er, ganz nah bei uns, damit wir auch was davon haben, wenn sie nächsten Sommer in voller Pracht blühen. Und dabei hat er ein ganz klein wenig mit dem einen Auge gezwinkert. Ich hab mir gedacht, was das wohl bedeutet? Es waren doch bloß Küchenzwiebeln, die er da eingegraben hat! Aber ich hab’ meinen Papa auf keinen Fall verraten wollen.

    Einen Augenblick ist der Papa ganz gerührt. Aber nur einen Augenblick! Denn gleich geht’s weiter – und der Papa weiß ja, was noch alles an den Tag kommen wird!

    "Im Frühjahr drauf ist der Herr Prantl eines Tages ganz scheinheilig zu uns herübergekommen mit einem winzigen Hunderl auf dem Arm. Ob wir den Winzling nicht haben wollen, hat er gefragt. Der hat einen ganz erstklassigen Stammbaum, hat er gesagt. Da hab ich so lang gebettelt, bis der Papa Ja gesagt hat. Natürlich haben wir dem Herrn Prantl geglaubt! Das ist ein hochadeliger Hund, hat er behauptet, absolut reinrassig. Für den würden wir sogar eines Tages einen Preis bekommen – ganz bestimmt! Wir haben ihn Pluto getauft. Der Tierarzt hat furchtbar über unseren hochadeligen Pluto gelacht. Weil nämlich der Pluto bloß eine Promenadenmischung ist. Der Papa hat getobt! Jetzt ist ihm, endlich, ein Licht aufgegangen, dass der Herr Prantl ihn hereingelegt hat. Gottseidank habe ich, den Pluto behalten dürfen, denn er ist ein sehr gescheiter Hund.

    Im Sommer hat dann das Beet vom Herrn Prantl über und über voller Lilien geblüht. Es ist einfach eine Pracht gewesen! Da hat der Papa gespannt, dass der Herr Prantl auf die Küchenzwiebeln nicht hereingefallen ist. Heimlich hat er echte Lilienzwiebeln gekauft. Und dann hat er sie mit Absicht dem Papa vor die Nase gepflanzt. So sind der Herr Prantl und der Papa

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