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Geheimnisvoller Hass bringt die Vergangenheit zurück
Geheimnisvoller Hass bringt die Vergangenheit zurück
Geheimnisvoller Hass bringt die Vergangenheit zurück
Ebook441 pages6 hours

Geheimnisvoller Hass bringt die Vergangenheit zurück

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About this ebook

Tommy Nolten, Direktor des Grand Palace Wien trifft am Flughafen New York zufällig eine junge Frau, die ihm monatelang nicht mehr aus dem Kopf geht. Da er aber weder Namen noch Telefonnummer hat, sieht er keine Chance, sie wieder zu finden. Doch das Schicksal meint es gut mit ihm, denn er sieht sie in einem kleinen Café in Wien wieder.
Am selben Abend überreicht er eben dieser jungen Frau, die jüngste Tochter des US-Botschafters Paul Kohlberg, im Namen der Hotelleitung einen Strauß Rosen, als sie ihren vierundzwanzigsten Geburtstag auf Wunsch ihrer Eltern in diesem Hotel feiert. Tommy hatte sich schon bei ihrem ersten Zusammentreffen in New York in sie verliebt und versucht nun alles, um ihr Herz zu erobern. Doch diese Bemühungen werden vom unerklärlichen Hass ihrer Mutter ihm gegenüber überschattet.
Nach anfänglichem Glück verschwindet Linda spurlos. Tommy versteht dass alles nicht, findet keine Erklärung und zerbricht fast daran. Er stürzt sich in die Arbeit, doch vergessen kann er sie einfach nicht.
LanguageDeutsch
Release dateFeb 3, 2015
ISBN9783738683745
Geheimnisvoller Hass bringt die Vergangenheit zurück
Author

Rita Caprea

Rita Caprea war viele Jahre als Reisekauffrau tätig. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Mitteldeutschland. Schon seit frühester Kindheit liest sie sehr viel und begann irgendwann, selbst kleine Geschichten zu schreiben.

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    Book preview

    Geheimnisvoller Hass bringt die Vergangenheit zurück - Rita Caprea

    beabsichtig.

    Tommy Nolten, ein gutaussehender junger Mann mit sanften, braunen Augen und dunklen, fast schwarzen Haaren, kam gerade von einer Tagung der Konzernleitung der in New York. Nervös schaute er auf seine Uhr. , dachte er. Warum mussten ausgerechnet an diesem Tag so viele Menschen an der Kasse des Duty-free-Shops stehen? Aber ohne das Lieblingsparfum für seine Mutter und seine Schwester wollte er auch nicht fliegen. Endlich war er an der Reihe, gab der Verkäuferin seine Kreditkarte und unterzeichnete dann schnell den Kaufbeleg. Die Verkäuferin bedankte sich und wünschte ihm eine gute Reise. Tommy nickte kurz und verließ anschließend hastig den Shop in Richtung Gate 36. Sein Flug wurde gerade zum dritten Mal aufgerufen, als plötzlich auch noch sein Handy klingelte. Während er das Handy aus der Innentasche seines Jacketts nahm und kurz drauf sah, schlängelte er sich hastig weiter durch die Menschenmenge und stieß plötzlich mit einem andern Fluggast zusammen.

    „Oh Verzeihung, tut mir wirklich leid.", sagte er und half der jungen Frau, ihr Handy und ihre Tasche aufzuheben, die durch den Zusammenstoß zu Boden gefallen waren. Dabei trafen sich ihre Blicke und Tommy war von einer Sekunde zur Nächsten wie elektrisiert. Noch nie zuvor hatte er so strahlend blaue Augen gesehen.

    „Ist nichts passiert. Danke.", antwortete die junge Frau irritiert und legte das Handy in ihre Tasche.

    „Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen, als kleine Wiedergutmachung sozusagen?", fragte er ohne den Blick von ihrem Gesicht zu nehmen und dachte plötzlich überhaupt nicht mehr an seinen in wenigen Minuten startenden Flug.

    „Das ist nicht nötig, danke, außerdem geht mein Flug in ein paar Minuten. Auf Wiedersehen.", antwortete sie leise und ging dann schnell an ihm vorbei. Noch ehe er antworten oder sie nach ihrem Namen fragen konnte, war sie schon seinem Blick entschwunden. Vergebens versuchte er, sie unter den vielen Menschen zu entdecken, als plötzlich eine Durchsage erklang:

    Noch einmal hielt er vergeblich nach ihr Ausschau, drehte sich dann nachdenklich um und kam gerade noch rechtzeitig am Gate an. Gedankenverloren gab er der Dame seine Bordkarte und betrat das Flugzeug. Während des ganzen Fluges nach Wien sah er immer wieder das bezaubernde Gesicht der jungen Frau mit ihren leuchtend blauen Augen vor sich und bedauerte, dass sie seine Einladung ausgeschlagen hatte und so blitzschnell verschwunden war. Nicht mal ihren Namen oder ihre Telefonnummer hatte er in Erfahrung bringen können. Es war ein seltsames Gefühl, das er noch nie beim Anblick einer Frau verspürt hatte, doch er konnte es sich nicht wirklich erklären.

    Nach der Ankunft im Hotel sprach er kurz mit seiner Empfangschefin, sah sich noch die neuesten Reservierungen an und entschuldigte sich für den Rest des Tages.

    Es war bereits nach zwölf Uhr mittags, als er endlich die Tür zu seinem Apartment hinter sich schloss. Er war seit mehr als vierundzwanzig Stunden unterwegs und hatte auch die drei Nächte zuvor wenig geschlafen, da die Tagung sehr anstrengend war und die Zeitverschiebung noch dazukam. Müde und abgespannt stellte er seine Koffer ab, warf Jackett und Krawatte aufs Bett und legte sich kurz auf die Couch im Wohnraum.

    Während er mit geschlossenen Augen versuchte, sich etwas zu erholen, sah er wieder das Gesicht der jungen Frau vor sich. Nachdenklich stand er dann doch auf, duschte ausgiebig, telefonierte noch kurz mit seinen Eltern und legte sich anschließend schlafen.

    Am nächsten Morgen nahm er seinen gewohnten Tagesablauf wieder auf, der ihm wenig freie Zeit zum Nachdenken ließ. Schließlich lag ihm als Direktor des Hotels , eines der besten Hotels in Wien, das Wohl seiner Gäste sehr am Herzen. Er war stets bemüht, alle Wünsche zu erfüllen und für ein harmonisches Miteinander unter den Angestellten zu sorgen.

    Als er jedoch am späten Nachmittag in seinem Büro über den Abrechnungen des letzten Monats saß, sah er wieder ihre funkelnden Augen vor sich. Er lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und schaute aus dem Fenster. Die Blätter der Bäume waren bunt gefärbt und das Sonnenlicht an diesem Tag ließ die Farben noch viel kräftiger wirken. Es war ungewöhnlich warm für Ende Oktober und seine Gedanken schweiften wieder zu der Begegnung mit der jungen Frau am New Yorker Flughafen. >Hatte er sich etwa verliebt? Konnte das wirklich von einer Sekunde zur Nächsten passieren? <

    Lächelnd schüttelte er den Kopf und meinte leise zu sich selbst: „Schade das ich ihre Telefonnummer nicht habe, ich hätte sie gern näher kennengelernt. Aber die Chance, sie wiederzusehen, ist kleiner als ein Sechser im Lotto. Außerdem hat dieses Glück in unserer Familie ja schon Vater gehabt. "

    Er widmete sich wieder seiner Arbeit und in den nächsten Wochen und Monaten, Weihnachten, der Jahreswechsel und die Ballsaison standen vor der Tür und es gab viel zu tun für ihn, verdrängte er sie mehr und mehr aus seinen Gedanken. Zumindest glaubte er das, aber ab und zu ertappte er sich dann doch dabei, wie er sich ihre Augen und ihr zartes Gesicht vorstellte. Lächelnd ermahnte er sich dann jedes Mal und sagte zu sich: „Vergiss sie endlich, du siehst sie eh nie wieder."

    Sein streng geordneter Tagesablauf und sein großes Aufgabengebiet ließen dann auch wirklich die Erinnerung an sie nach und nach verblassen. Erst an seinem Geburtstag am vierundzwanzigsten Januar, als seine Mutter ihn fragte, ob er denn nicht endlich ans Heiraten denken wolle, flammte die Erinnerung an die junge Frau urplötzlich wieder auf. Jedoch fiel es ihm mittlerweile schwer, sich ihre zarten Gesichtszüge vorzustellen. Nur die leuchtenden, stahlblauen Augen erschienen sofort wieder in seinem Kopf. Lächelnd umarmte er seine Mutter und antwortete leise: „Irgendwann, wenn ich die Richtige gefunden habe."

    *****

    Es war ein kalter, verregneter Januarmorgen, als Linda und ihre Schwester Samantha gegen halb zehn das Haus verließen und sich auf den Weg ins Stadtzentrum machten.

    Linda war vor drei Tagen gemeinsam mit ihrem Freund Jack aus Bloomsburg/Pennsylvania nach Wien gekommen, um ihre Eltern zu besuchen und mit ihnen gemeinsam ihren vierundzwanzigsten Geburtstag zu feiern. Lindas Vater, Paul Kohlberg, war seit mehr als zwanzig Jahren Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika und seit knapp zwei Jahren erfüllte er diese Aufgabe in Österreich. Lindas Mutter Caroline liebte das aufregende Leben an der Seite ihres Mannes. Die häufigen Wohnortwechsel, die gesellschaftlichen Veranstaltungen und der damit verbundene Glamour und Lifestyle machten sie glücklich. Für Linda und ihre älteren Geschwister Frank und Samantha jedoch war dieses unstete Leben ein Graus. Kaum hatten sie sich irgendwo eingewöhnt und Freunde gefunden, zogen sie auch schon weiter. Der einzige Vorteil für die Kinder bestand darin, dass sie von klein auf mehrsprachig lernten. Am schlimmsten war es für Linda, als ihre Geschwister dann zum Studium nach Amerika zurückgingen und sie allein zurückblieb. Mit vierzehn Jahren hielt sie es nicht mehr aus und bettelte solange, bis ihr Vater endlich sein Einverständnis gab und sie zurück nach Amerika durfte. Von da an lebte sie bei ihrer Großmutter Abigail Kohlberg in Harrisburg. Dort besuchte sie die High School und absolvierte anschließend eine Ausbildung zur Krankenschwester in Bloomsburg. Eigentlich wollte sie danach im Harrisburg Memorial Hospital arbeiten, um in der Nähe ihrer Großmutter zu bleiben, aber wie so oft kommt es im Leben anders als man denkt.

    Im dritten Jahr ihrer Ausbildung lernte sie auf einer Studentenparty Jack kennen und verliebte sich in ihn. Jack war ein Jahr älter als sie und stand kurz vor seinen Abschlussprüfungen. Anfangs war es eine schöne Zeit und glücklicherweise fand er auch gleich eine Stelle als Lehrer an der örtlichen Grundschule, aber bald schon zog er sich mehr und mehr zurück, hing nur noch in der gemeinsamen Wohnung herum. Als Linda dann ein Jahr später ihr Examen in der Tasche hatte, bat sie ihn, mit ihr zurück nach Harrisburg zu gehen, doch Jack war dafür nicht zu begeistern. „Ich habe keine Lust, schon wieder Bewerbungen zu schreiben. Lass uns doch hier bleiben. Versuch es doch hier im Krankenhaus.", meinte er mürrisch.

    Linda war sehr traurig darüber, bewarb sich jedoch im Bloomsburg Medical Center. Nach einem kurzen Vorstellungsgespräch und einem Eignungstest bekam sie eine Stelle auf der Kinderstation. Linda war darüber sehr glücklich und freute sich jeden Tag auf ihre Arbeit. Mindestens einmal im Monat besuchte sie ihre Großmutter in Harrisburg. Immer wieder bat sie Jack, doch endlich einmal mitzufahren, aber er hatte jedes Mal eine andere Ausrede.

    Als sie nun die Einladung ihrer Eltern erhielt, ihren Geburtstag gemeinsam in Wien zu feiern, stellte sie Jack ein Ultimatum.

    „Entweder kommst du diesmal mit oder unsere Wege trennen sich! Jack, ich liebe dich, aber so kann es nicht weitergehen. Wir leben ja nebeneinander her wie ein altes Ehepaar nach dreißig Jahren Ehe!"

    Linda war wütend im Wohnzimmer herumgelaufen und hatte nun Tränen in den Augen.

    Jack saß gelassen in seinem Sessel und las in der Sportzeitung. Erst als Linda mit der Faust vor ihm auf den Tisch schlug, legte er die Zeitung beiseite und sah sie irritiert an. „Warum machst du so ein Drama daraus? Warum muss ich unbedingt mit zu deinen Eltern fahren? Ich kenne sie doch gar nicht! Du benimmst dich, als wären wir bereits verlobt! Was soll das?"

    „Gerade weil du sie noch nicht kennst sollst du ja mitkommen. Verstehst du nicht? Ich möchte meinen Eltern gern den Mann vorstellen, den ich liebe, mit dem ich vielleicht bald eine Familie gründen möchte. Ist das denn so falsch?", erwiderte Linda aufgebracht.

    Jack hob beide Hände und meinte dann: „Okay, okay ich komme ja mit. Wenn es denn unbedingt sein muss, aber mit der Familie lassen wir uns noch Zeit! Ich fühle mich einfach noch zu jung, um mich schon mit kleinen, quäkenden Quälgeistern herum zu ärgern. Davon habe ich in der Schule schon genug. Ich bin gerade mal fünfundzwanzig und will mein Leben erst einmal noch so richtig genießen."

    Er lächelte ihr missmutig zu und griff anschließend wieder zu seiner Zeitung.

    Linda hatte sich etwas beruhigt, war aber trotzdem bitter enttäuscht.

    Als sie dann ihrer Mutter am Telefon mitteilte, das sie ihren Freund mitbringen würde, war die natürlich hellauf begeistert und sprach gleich von Verlobungsfeier. Linda versuchte, ihr das auszureden, hatte aber keine Chance. Deshalb rief sie am nächsten Tag ihren Vater in seinem Büro an und sprach mit ihm darüber.

    „Mach dir keine Sorgen Kleines, ich rede heute Abend mit deiner Mutter. Es bleibt, wie geplant, bei einer schlichten Geburtstagsparty. Den Knaben möchte ich erst einmal persönlich unter die Lupe nehmen und dann können wir über derartige Dinge sprechen. Übrigens kommen Frank und Samantha mit Familie auch.", sagte ihr Vater beruhigend.

    „Das ist sehr schön Dad, ich freue mich schon riesig, alle mal wieder zu sehen. Gut, dann sehen wir uns ja bald, ich hab dich lieb Dad und grüß Mutter."

    Am sechsundzwanzigsten Januar flogen Jack und Linda von Harrisburg über New York nach Wien.

    Dort wurden sie vom Fahrer ihres Vaters abgeholt und zur Villa des Botschafters gefahren, wo sie bereits von ihren Eltern erwartet wurden.

    Linda fiel ihrem Vater sofort um den Hals und begrüßte ihn mit Tränen in den Augen. Die Begrüßung ihrer Mutter fiel nicht ganz so herzlich aus, denn die war immer noch etwas verstimmt darüber, aus der Geburtstagsparty nicht gleich eine Verlobungsparty machen zu dürfen. Linda stellte ihren Eltern nun Jack vor, der bis zu diesem Moment etwas abseits gewartet hatte. Anschließend zeigte Lindas Mutter ihnen das Gästezimmer und bat sie dann pünktlich um sechs Uhr zum Abendessen.

    Jack sah sich in dem Zimmer um und meinte: „Ganz schön nobel, deine Eltern müssen ja Geld haben."

    „Jack, das Haus ist doch nur gemietet, schließlich weiß mein Vater nie, wie lange er an einem Ort bleibt. Ein Teil der Kosten wird von unserer Regierung bezahlt.", antwortet Linda, während sie ihren Koffer auspackte.

    Pünktlich zum Abendessen erschienen dann beide im großen Esszimmer.

    Nach dem Essen bot Lindas Vater Jack einen Cognac an, doch der lehnte entschuldigend ab. „Der Flug war doch sehr anstrengend, ich bin müde und werde schon mal nach oben gehen. Gute Nacht."

    Jack erhob sich und ging ohne eine Reaktion abzuwarten.

    Lindas Vater sah verdutzt von seiner Frau zu seiner Tochter. Ihm fehlten die Worte, was eigentlich selten vorkam.

    „Entschuldige Dad, manchmal brauch Jack einfach seine Ruhe.", sagte Linda leise, kochte aber innerlich vor Wut. Warum tat Jack das? Er wusste doch, wie lange sie ihre Eltern nicht gesehen hatte!

    „Sag mal, meinst du wirklich er ist der Richtige für dich? Ich hab so das Gefühl, er verbirgt irgendetwas.", meinte ihr Vater und setzte sich neben sie.

    „Also ich finde ihn ganz nett, Hauptsache ihr verlobt euch bald.", sagte ihre Mutter mit ihrer hellen Stimme.

    „Mutter! Kannst du endlich damit aufhören!" Linda war wütend aufgesprungen und wollte davonstürmen, doch ihr Vater hielt sie fest.

    „Setzt dich bitte und beruhige dich erst einmal. Und du, Caroline, hörst endlich mit dem Unsinn auf. Linda ist alt genug, um selbst zu entscheiden, wen sie wann heiratet."

    Lindas Mutter stand auf und verließ beleidigt den Raum. „Was ist denn los mit dir, so richtig glücklich scheinst du mir ja nicht zu sein? Komm meine Kleine, erzähl deinem alten Vater wo der Schuh drückt."

    Linda brauchte eine Weile, um sich etwas zu beruhigen, doch dann erzählte sie ihrem Vater sehr ausführlich, wie sich ihr Leben in den letzten eineinhalb Jahren gestaltet hatte.

    „Linda, ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber ich glaube, Jack liebt dich nicht mehr, falls er das überhaupt jemals getan hat. Jedenfalls nicht so, wie es nötig wäre, um darauf eine Familie aufzubauen."

    „Aber Dad, vielleicht mache ich ja auch etwas falsch? Ich muss ihm einfach mehr Zeit geben und …"

    „Nein Linda unterbrach ihr Vater sie „ich denke nicht, das er nur mehr Zeit brauch. Ich glaube eher, er möchte sich gar nicht binden. Er will einfach sein Leben genießen und sucht nur jemanden zum Putzen und Kochen und für gelegentliche Spielchen. Du weißt, was ich meine. Wie ist das denn bei euch zu Hause, unternehmt ihr viel gemeinsam?

    Linda schüttelte wortlos den Kopf. Tränen suchten sich ihren Weg über ihre Wangen und sie schluchzte leise.

    „Das habe ich befürchtet. Linda, du solltest dich von ihm trennen. Du bist noch so jung, du findest schon irgendwann den Richtigen. Such dir Freunde, unternimm mit denen etwas, geh tanzen oder ins Kino.", sagte ihr Vater leise, nahm sie in die Arme und strich beruhigend über ihren Rücken.

    „Ich habe schon so oft versucht, mit ihm gemeinsam etwas zu unternehmen, aber immer hat er keine Lust. Er hockt ständig in der Wohnung, liest seine Sportzeitung oder schaut Sport im Fernsehen oder geht mit seinen Kumpels aus. Ohne mich! Und wenn ich dann mal mit einer Freundin ausgegangen bin, war er stets beleidigt.", antwortete sie schluchzend.

    „Genau so hab ich mir das gedacht. Linda, du musst dem ein Ende setzen, sonst gehst du zu Grunde."

    Er umarmte seine Tochter liebevoll und küsste sie auf die Stirn.

    „Ich werde darüber nachdenken, Dad, aber jetzt gehe ich erst mal schlafen. Morgen möchte ich mir Wien anschauen."

    „Tue das, die Stadt ist sehr schön. Und morgen Abend kommen deine Geschwister. Schlaf gut, Kleines."

    Linda umarmte ihren Vater noch einmal, wünschte ihm eine gute Nacht und begab sich dann hinauf ins Gästezimmer. Wie erwartet schlief Jack schon, sodass sie sich leise neben ihn legte und irgendwann einschlief.

    Am nächsten Tag besuchten sie den Stephansdom und das Mozarthaus. Jack hatte sich widerwillig Lindas Bitten ergeben.

    Nach einem Kaffee und einem Stück Sachertorte in einem kleinen Café fuhren sie mit dem Taxi zurück zu ihren Eltern.

    Auch an diesem Abend verabschiedete sich Jack wieder recht schnell nach dem Essen. Linda jedoch erzählte noch lange mit ihren Geschwistern. Samanthas Ehemann Morgan schlug dann auch vor, beide sollten doch den nächsten Tag zu einem gemeinsamen Stadtbummel nutzen. Auch er fand Jack ziemlich komisch und hoffte, dass Linda durch diesen Ausflug wieder etwas fröhlicher wurde, denn so traurig und mutlos kannte er sie nicht.

    Samantha war sechs Jahre älter als Linda und seit fünf Jahren mit dem Architekten Morgan Farmer verheiratet. Ihr Sohn Kevin war jetzt drei und ein richtiger kleiner Spitzbube. Beide liebten ihren Sohn abgöttisch und hofften bald auf ein Geschwisterchen für ihn.

    Während ihres Stadtbummels taute Linda endlich auf, probierte neue Kleider und kaufte sich schließlich ein wunderschönes zartgrünes Abendkleid.

    „Darin siehst du aus wie eine Prinzessin. Wenn Jack dich darin sieht, wird er wohl aufwachen.", meinte Samantha.

    Linda hoffte es sehr, schwieg aber. Das Mittagessen ließen sie ausfallen, gönnten sich dafür aber eine Wiener Melange und ein Stück Sachertorte. Als sie dann so gemütlich in dem kleinen Café saßen, konnte Linda ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten. Plötzlich kullerten ihr Tränen über die Wangen und sie erzählte ihrer Schwester alles.

    Samantha strich mitfühlend über Lindas Hand und versuchte, sie soweit es eben ging zu trösten.

    „Es tut schon gut, wenn man mit jemandem darüber reden kann.", schluchzte Linda und wischte sich die Tränen aus den Augen.

    „Hör mal Schwesterchen, ich hab eine Idee. Du gehst jetzt noch zum Friseur und lässt dir eine traumhafte Abendfrisur machen und dann wirst du heute Abend mit jedem auch nur halbwegs passablen Mann flirten. Ich glaube sowieso, das kaum ein Mann seine Augen von dir lassen kann, wenn du in dem Kleid erscheinst."

    „Aber Sam, ich kann doch nicht… Was soll denn Jack von mir denken! Nein, er wird böse werden! Sam, ich liebe ihn doch! Nein, das …, das kann ich nicht!"

    Linda schüttelte den Kopf und sah mutlos zur Tür.

    In diesem Augenblick betrat Tommy sein Lieblings-Café und sah sich nach einem freien Tisch um. Als sein Blick zufällig Lindas traf, hatte sie das Gefühl, von einem Blitz getroffen worden zu sein. Sie zuckte erschrocken zusammen und sah sofort zum Fenster hinaus. Auch Tommy hatte dieser kurze Blickkontakt elektrisiert, deshalb nahm er an einem Tisch in der Nähe der beiden Damen Platz und bestellte sich einen Kaffee. Immer wieder schaute er kurz zu Linda hinüber, wobei sein Herz jedes Mal heftig zu Klopfen begann. Diese stahlblauen Augen, auch wenn sie jetzt nicht leuchteten sondern sehr traurig und mit Tränen gefüllt waren, erkannte er sofort wieder. Meinte es das Schicksal wirklich so gut mit ihm? Niemals hätte er geglaubt, diese Frau in einem Wiener Café wieder zu sehen. Sein Herz klopfte heftig und er überlegte, ob er sie ansprechen sollte.

    Samantha war natürlich aufgefallen, das Linda erschrocken war und ihre Blickrichtung abrupt geändert hatte, deshalb schaute sie ebenfalls zur Eingangstür während sie sagte: „Oh doch, Schwesterherz, du kannst das und du musst das tun, für dich! Denn, wenn Jack dadurch nicht wachgerüttelt wird, dann solltest du ihm ganz schnell den Laufpass geben, dann liebt er dich nämlich nicht, sondern benutzt dich nur als Putzfrau und Gespielin und dafür solltest du dir wirklich zu schade sein. Also, du wirst jetzt zum Friseur gehen und nimmst dir dann ein Taxi, einverstanden?"

    Samantha hatte den jungen Mann kurz angeschaut, sprach ihre Schwester aber nicht darauf an.

    „Wahrscheinlich hast du Recht, ich habe dich und Morgan immer bewundert. Dad meint ja auch, Jack würde mich nur benutzen. Also gut, stellen wir ihn auf die Probe, so kann es schließlich nicht weitergehen, ich möchte auch irgendwann Kinder haben."

    Samantha winkte der Kellnerin, bezahlte die Rechnung und fragte anschließend nach einem guten Frisiersalon. Die Kellnerin überlegte kurz und meinte dann: „Also der beste Salon hier in Wien ist >Sammy’s< in der Singerstraße. Aber der ist auch ziemlich teuer." Samantha bedankte sich, bat noch darum, ein Taxi zu rufen und dann verließen beide das Café, wobei Linda im vorbeigehen noch einmal kurz zu dem jungen Mann sah, der zwei Tische neben ihnen saß. Irgendetwas an ihm faszinierte sie und sie glaubte, ihn schon einmal gesehen zu haben, wusste allerdings nicht wo, denn sie war ja das erste Mal überhaupt in Wien. Doch als sie merkte, dass auch er zu ihr aufblickte und dabei lächelte, wandte sie sich schnell ab und verließ eilig das Café.

    Während sie draußen auf das Taxi warteten, zahlte Tommy, verließ dann ebenfalls eilig das Café und folgte dem Taxi in seinem Audi. Er wartete vor >Sammy’s<, bis Linda gut eineinhalb Stunden später den Salon verließ und folgte dann wieder dem Taxi, das sie an der Villa des US-Botschafters absetzte. Nachdem er sah, dass sie das Haus betrat, lächelte er kurz, gab Gas und fuhr zurück in die Stadt.

    Für den Abend hatten Lindas Eltern eine große Party im Hotel organisiert und für die Fahrt eine Stretch-Limousine gebucht. Zu der Feier waren viele Bekannte und Freunde ihres Vaters, verschiedene Großunternehmer, Bankiers und Politiker, mit denen ihr Vater geschäftlich zu tun hatte, mit samt ihren Familien geladen.

    Pünktlich um sechs Uhr abends wartete die ganze Familie im Wohnzimmer auf Linda. Jack stand teilnahmslos in einem viel zu engen, mausgrauen Anzug neben dem Kamin und starrte ins Feuer.

    Endlich erschien Linda auf der Treppe und alle waren begeistert. Alle, außer Jack. Er machte sich nicht einmal die Mühe, sich nach ihr umzuschauen.

    „Du siehst bezaubernd aus.", sagte ihr Vater und küsste sie auf beide Wangen.

    Samantha zwinkerte ihr aufmunternd zu und hob beide Daumen.

    „Jack, kommst du?", fragte Linda zaghaft und hoffte, er würde nun auch etwas sagen. Doch er sah sie nur kurz an und ging dann wortlos an ihr vorbei. Morgan und Samantha schüttelten nur den Kopf und nahmen Linda, die den Tränen nahe war, in die Mitte.

    Der Festsaal im Hotel war wunderbar mit Lilien und Rosen geschmückt, es sah fast aus, als würde hier eine Hochzeit gefeiert. Doch leider war Linda davon weit entfernt, denn Jack verzog sich schon nach wenigen Minuten an die Bar. Währenddessen begrüßte Linda gemeinsam mit ihrer Familie die ankommenden Gäste und lächelte tapfer.

    „Miss Kohlberg, im Namen der Winther-Hotel-Group und aller Mitarbeiter des möchte ich Ihnen herzlich zu Ihrem Geburtstag gratulieren."

    Linda stand wie angewurzelt und sah den jungen Mann, der ihr jetzt einen riesigen Strauß weißer Rosen überreichte, an. Auch er blickte überrascht zu ihr und brauchte einige Augenblicke, ehe er weitersprach.

    „Darf ich mich vorstellen? Tommy Nolten, Direktor des ."

    Er reichte ihr die Hand, konnte jedoch seine Augen nicht von ihrem Gesicht abwenden.

    „Vielen Dank.", erwiderte Linda mit kaum hörbarer Stimme.

    Beide standen sich gegenüber und waren wie verzaubert. Lindas Vater sagte dann: „Guten Abend Herr Nolten, das haben Sie wirklich ausgezeichnet hinbekommen. Ich danke Ihnen."

    Der Direktor reichte ihm die Hand und antwortete: „Guten Abend Mr. Kohlberg. Ich hoffe, es ist alles zu Ihrer Zufriedenheit. Wenn nicht, lassen Sie es mich bitte umgehend wissen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend."

    Tommy Nolten schaute noch einmal kurz zu Linda, die noch immer schweigend neben ihrem Vater stand, nickte ihr kurz mit dem Kopf zu und sagte: „Ich wünsche Ihnen eine schöne Feier."

    Dann verließ er langsam den Festsaal und zog sich in sein Büro zurück.

    „Sag mal, das war doch der Mann aus dem Café von heute Nachmittag.", flüsterte Samantha ihr ins Ohr und zog sie dann mit zu ihrem Tisch.

    Linda nickte nur mechanisch, sah sich noch einmal kurz zu ihm um und setzte sich dann neben ihren Vater.

    Jack saß links neben ihr und hatte, wie es schien, schon einige Gläser Whiskey getrunken. Ihr Vater streichelte liebevoll ihre Hand und flüsterte: „Genieße den Abend, mein Kind."

    Das Fünf-Gänge-Menü war erstklassig und der Wein passte perfekt. Linda trank gern ein gutes Glas Wein. Alle Gäste lobten das Essen, nur Jack hatte ständig etwas zu meckern. Mal war es ihm zu fade, dann war das Fleisch angeblich zu zäh, der Wein war zu sauer, sodass er sich Bier bestellte.

    Lindas Vater beobachtete Jacks Verhalten mit einigem Stirnrunzeln, sagte aber vorerst nichts dazu.

    Linda jedoch kochte innerlich und wäre am liebsten auf der Stelle davongerannt, doch ihre Eltern hatten sich so viel Mühe gemacht, sie wollte sie nicht vor den Kopf stoßen.

    „Linda, Jack, ihr solltet jetzt den Tanz eröffnen.", sagte ihr Vater leise und lächelte ihnen zu.

    Jack sah Linda mürrisch an und meinte dann: „Mit dem Kleid kann ich nicht mit dir tanzen, da muss ich ja ständig aufpassen, dass ich nicht drauflatsche. Außerdem ist mir die Musik viel zu spießig! Such dir jemand anderen!" Damit stand er auf und verließ den Saal in Richtung Bar. Linda zitterte und war den Tränen nahe, doch ihr Vater rette die Situation.

    „Darf ich bitten?", fragte er und reichte ihr die Hand.

    Auf der Tanzfläche flüsterte er ihr zu: „Ärgere dich nicht, genieße den Abend und schick ihn in die Prärie. Er hat dich nicht verdient."

    Linda nickte und lächelte gequält ihrem Vater zu. Nachdem sie sich wieder an den Tisch gesetzt hatte, nahm Samantha Jacks Platz ein.

    „Schick ihn in die ewigen Jagdgründe. Der ist nicht mal einen Cent wert. Morgan redet jetzt noch mal Klartext mit ihm."

    „Sam, ich will ihn nie wieder sehen. Kannst du bitte kurz mitkommen?"

    Linda ging mit ihrer Schwester hinaus an die Bar. Morgan stand dort bei Jack und diskutierte heftig mit ihm.

    „Jack, ich will, dass du noch heute Abend aus meinem Leben verschwindest! Meine Sachen aus unserer Wohnung hole ich später ab, ich gebe dir den Termin noch bekannt. Ich werde zu Großmutter ziehen. Es ist endgültig aus!"

    Lindas Stimme zitterte vor Wut und Enttäuschung, doch sie zwang sich, ihre Tränen zurückzuhalten. Ohne eine Antwort abzuwarten drehte sie sich um und ging in den Festsaal zurück. Morgan und Samantha schauten ihr verblüfft nach, fanden ihre Reaktion aber völlig in Ordnung.

    „Tja, dann werde ich mal packen und nach Hause fliegen. Passt mir ganz gut, das hier ist mir alles viel zu spießig.", antwortet Jack gelassen und stand auf.

    Morgan und Lindas Bruder Frank begleiteten ihn zum Haus und riefen ihm anschließend ein Taxi zum Flughafen. Es war ihnen ziemlich egal, ob Jack an diesem Abend noch einen Flug bekam oder nicht. Dann fuhren sie zurück zur Party.

    Linda hatte zwischenzeitlich auf der Toilette für ein paar Minuten ihren Tränen nachgegeben, doch dann sagte sie zu ihrer Schwester: „Ich werde ihm keine Träne mehr nachweinen, da draußen gibt es noch genug junge Männer, da wird sich schon noch einer für mich finden."

    „Das machst du richtig, Schwesterchen. Also los, auf in den Kampf.", antwortete Sam lachend. Linda besserte ihr Makeup auf und folgte dann ihrer Schwester zurück in den Festsaal.

    Es dauerte nicht lange und der Sohn des Bürgermeisters bat Linda zum Tanz. Linda wurde zusehends lockerer, hin und wieder lachte sie sogar. Sie kam kaum zum Luftholen, alle wollten mit ihr tanzen. Samantha beobachtete ihre kleine Schwester eine ganze Weile und meinte dann zu ihrem Mann: „Ich glaube, sie braucht erst mal eine Pause, die Herren lassen sie ja kaum atmen."

    Morgan stimmte ihr zu und Samantha griff nach Lindas Hand und sagte: „Komm mit."

    Sie setzten sich an ihren Tisch und tranken in Ruhe ein Glas Wein. Samantha verwickelte Linda in ein unverfängliches Gespräch über ihre Arbeit als Krankenschwester, sodass die erst einmal wieder durchatmen konnte. Morgan behielt derweil die Herren im Auge und sobald jemand auch nur ansatzweise in Lindas Richtung ging, gab er mit einem Blick zu verstehen, dass die erst mal Ruhe brauchte.

    „Wie findest du ihn?", fragte Linda plötzlich und wies mit dem Kopf so unauffällig wie möglich zum Saaleingang. Dort stand seit einer ganzen Weile der Direktor des Hotels und schien Linda zu beobachten.

    „Du meinst den jungen Mann aus dem Café? Nun, er sieht sehr interessant aus, elegant gekleidet und scheint ehrgeizig zu sein. Immerhin ist er schon Hoteldirektor., erwiderte Samantha amüsiert und stieß mit ihrem Glas gegen Lindas. Beide mussten lachen und Samantha war froh, das Linda die Trennung von Jack offensichtlich ganz gut verkraftete. Sie lachten und scherzten beide weiter, bis plötzlich eine tiefe, aber doch warme Stimme sagte: „Miss Kohlberg, darf ich Sie um diesen Tanz bitten?

    Tommy Nolten stand plötzlich neben ihr, er ließ sich nun mal nicht durch Blicke anderer Männer von seinen Vorhaben abhalten und Linda erstarrte, als sie seine Stimme vernahm. Hilflos sah sie zu ihre Schwester, doch die zwinkerte ihr nur aufmunternd zu und meinte dann: „Also ich werde dann auch noch mal mit Morgan tanzen. So oft haben wir dazu ja auch keine Gelegenheit."

    Sie stand auf und lächelte dem Direktor des Hotels freundlich zu.

    Linda war unsicher, was sie tun sollte. Einerseits fand sie den jungen Mann sehr interessant, andererseits hatte sie Angst vor einer neuen Beziehung. Schließlich siegte jedoch ihre Neugier.

    Tommy Nolten reichte ihr die Hand und führte sie zur Tanzfläche. Schon nach wenigen Schritten bemerkte Linda, wie gut er tanzen konnte. Sie spürte die Kraft in seinen Armen, die ihr sicheren Halt gaben und vernahm eine dezente Brise seines Eau de Toilette, ein wunderbarer, herb-frischer Duft. Linda genoss seine sanfte Führung, sie fühlte sich in seinen Armen sicher. Als die Musik endete flüsterte sie ohne ihn anzuschauen: „Haben Sie noch Zeit für einen weiteren Tanz?"

    Tommy lächelte, er hatte nicht vor gehabt, sie schon nach einem Tanz gehen zu lassen, und antwortete leise: „Natürlich, Miss Kohlberg."

    Aus diesem einen Tanz wurden noch viele weitere, was den übrigen Herren nicht sonderlich gefiel.

    „Dieses Kleid steht Ihnen ausgezeichnet, Miss Kohlberg.", flüsterte er ihr nach einer Weile zu.

    Linda hob schüchtern ihren Kopf und sah zu ihm auf. Er war knapp einen Kopf größer als sie, hatte dunkelbraunes, fast schwarzes, leicht gelocktes Haar und sanfte, braune Augen.

    „Danke. Mein Freu …" Sie sprach nicht weiter, Tränen stiegen in ihre Augen und sie wandte ihren Blick zum Boden.

    „Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.", sagte er leise.

    „Nein, …, nein, ich …, ach bitte, könnten wir irgendwo hingehen, wo nicht so viele Menschen sind?", bat sie leise, kaum hörbar, ohne ihn anzusehen.

    „Gern, wie wäre es mit dem Kaminzimmer? Dort ist um diese Zeit kaum noch jemand."

    Sie nickte nur zustimmend, sprechen konnte sie im Augenblick nicht. Zu sehr musste sie gegen ihre Tränen ankämpfen.

    Er legte behutsam ihre linke Hand in seine rechte Armbeuge und führte sie aus dem Festsaal hinüber ins Kaminzimmer. Dort saß wirklich nur noch ein älteres Paar und die Bardame war noch anwesend. Tommy spürte, wie ihre Hand zitterte und führte sie deshalb direkt zu den gemütlichen Sesseln vor dem Kamin.

    „Möchten Sie etwas trinken?", fragte er, während er sein Jackett auszog und ihr um die Schultern hing.

    „Oh, danke! Ein Glas Weißwein bitte.", antwortete sie leise und setzte sich dann in einen der beiden großen Sessel.

    Tommy holte von der Bar zwei Gläser Wein, legte noch ein großes Stück Holz nach und setzte sich dann in den Sessel neben ihr.

    „Vielen Dank Herr Nolten, Sie sind sehr nett."

    Mit zitternden Händen griff sie nach dem Weinglas, trank einen Schluck und schaute dann eine ganze Weile stumm in das lodernde Kaminfeuer.

    Tommy Nolten beobachtete sie wortlos, er hatte die Tränen in ihren Augen gesehen und spürte ihre innere Unruhe.

    „Kann es sein, dass wir uns schon mal irgendwo begegnet sind? Ich meine außer heute Nachmittag im Café?", fragte sie leise ohne ihn anzusehen.

    Tommy lächelte ihr zu und sagte leise: „Ich hätte nie damit gerechnet, Sie wieder zu sehen, aber ich freue mich sehr. Am Flughafen in New York letzten Oktober hatten Sie ja leider keine Zeit für einen Kaffee."

    „Am Flughafen? … Ach ja, Sie sind in mich reingelaufen, stimmt. Aber das Sie sich noch so genau an mich erinnern können?", antwortete sie und blickte überrascht zu ihm.

    „Sie sind sehr schön, Ihre Augen sind faszinierend, so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Sie haben mich von der ersten Sekunde an gefesselt und nie wieder losgelassen.", antwortete er leise.

    Linda wandte schnell ihren Blick zum Feuer und schwieg. Tommy beobachtete sie still, doch sein Herz klopfte heftig. Nach einer gefühlten Ewigkeit meinte sie leise: „Ich hätte wohl doch lieber etwas anderes anziehen sollen, schließlich haben wir Januar."

    „Sie sehen hinreißend aus, Miss Kohlberg. Verzeihen Sie bitte, wenn ich das so direkt sage, ich möchte Ihnen wirklich nicht zu nahe treten, aber ich glaube eher, Ihnen ist kalt, weil Ihr Herz unglücklich ist. Schon heute Nachmittag habe ich diese Traurigkeit in Ihren Augen gesehen. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, bitte sagen Sie es."

    Sie schaute kurz zu ihm auf und dann wieder in die lodernden Flammen des Kaminfeuers, nippte noch einmal an ihrem Weinglas und erzählte ihm dann leise von Jack. Zwischendurch liefen ihr wieder Tränen über die Wangen und er reichte ihr wortlos sein Taschentuch.

    „Tja und nun bin ich wieder frei, kann tun was ich möchte und bin trotzdem nicht glücklich.", sagte sie leise und trank noch einen Schluck Wein.

    Tommy hatte ihr still zugehört, griff nun nach ihrer rechten Hand und hauchte ihr einen Kuss darauf.

    „Entweder war dieser Jack ein Trottel oder blind oder beides, ich weiß es nicht. Jedenfalls verstehen kann ich ihn nicht. Sie sind eine so wunderschöne, intelligente junge Frau, Miss Kohlberg. Sie sollten ihn schnell vergessen und Ihren eigenen Weg gehen."

    Sie blickte zu ihm auf und bemerkte ein Leuchten in seinen Augen.

    „Sie sind wirklich sehr nett, Herr Nolten. Entschuldigen Sie, dass ich …"

    „Bitte sagen Sie einfach Tommy.", unterbrach er sie leise.

    Sie stieß mit ihrem Weinglas an Seines und meinte: „Okay, wenn Sie Linda zu mir sagen."

    Er erwiderte ihr

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