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Von tödlicher Magie zum charismatischen Gangster: Ein Kriminalroman
Von tödlicher Magie zum charismatischen Gangster: Ein Kriminalroman
Von tödlicher Magie zum charismatischen Gangster: Ein Kriminalroman
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Von tödlicher Magie zum charismatischen Gangster: Ein Kriminalroman

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Der Schmerz trieb ihn dazu, sich den magischen Kräften einer unbekannten Macht zu bedienen und dem Arzt Schmerzen zuzufügen, der es gewagt hatte einen Verrat an die Gesundheit seiner Frau auszustellen. Mit Hilfe einer Priesterin gelang diese Mission und es sollte nicht nur bei der einen bleiben.
Unter Alkoholeinfluß verlor er seine Vorsicht und sprach großspurig mit einem anderen berauschten Gast über die angewandten magischen Kräfte, die ihm eine innere Befriedigung, ein Gefühl der Erleichterung, der Entspannung und des Wohlbefindens bescherte. Ausgerechnet Gangster vernahmen seine dröhnende, für jedermann hörbare Redseligkeit und setzten ihn für ihre eigenen Zwecke ein.
Ein Konkurrent sollte ausgeschaltet werden, ein Unterfangen, das zu scheitern drohte. Doch es wurde eine miese Tour gefahren, eine Tour die ihn immer tiefer in den Sumpf der kapitalverbrechenden Taten und hinterhältigen Korruptionen zog.
Unter dem schützenden Mantel des Syndikates lernte er, wie man Anleihen vergibt und Zinsen eintreibt; wie man Geld mit Pflichtverletzungen, Mord und Diebstahl erwirbt. Er war zwar nicht der größte Löwe in der Wüste des Lebens, aber er wurde ein Löwe; baute das Geschäft aus, formte es neu und organisierte es auf seine Art.
Doch sein ärgster Feind stellte ihm eine Falle, wollte damit einen rivalisierenden Bandenkrieg auslösen, um die Autoritäten untereinander zu schwächen. Das rief nach Vergeltung, nach Denunzierung, nach brechen seiner Macht vor allen seinen Kollegen. Verminte Autos explodierten, Bestechungen folgten und korrupte Beamte sorgten für die Suspendierung, doch dann fing der Krieg erst richtig an.
LanguageDeutsch
Release dateNov 25, 2014
ISBN9783738685114
Von tödlicher Magie zum charismatischen Gangster: Ein Kriminalroman

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    Von tödlicher Magie zum charismatischen Gangster - Gerth Haase

    Inhaltsverzeichnis:

    Das schlimmste ist, einen geliebten Menschen zu verlieren

    Magie, ein Phänomen das auf der ganzen Welt bekannt ist

    Alkohol löst die Zunge und lässt verborgene Gedanken sprechen

    Eine Äußerung des Bosses ist niemals eine Bitte

    Wer lügt, hat die Wahrheit wenigstens mal gedacht

    Ich wurde zum Rollenspieler eines Gangstersyndikates

    Mysteriöse Umstände sorgten für den Tod des Konkurrenten

    Wenn du nicht zum Messer greifst wirst du auch nicht akzeptiert

    Das einzige Risiko wäre, ein zu früher Tod

    Reife hat nur eine Person, die gewinnt unreife eine Person, die verliert

    Auf Verrat gibt es nur eine Strafe, den Tod

    Explodierende Fahrzeug sind immer als Botschaft zu verstehen

    Was andere Männer umhaut, bringt mich nur leicht ins Wanken

    Eins der ältesten Geschäfte, ist das Geschäft mit Zahlen

    Man kann einen Mann aus der Gosse holen, aber die Gosse niemals aus einem Mann

    The Show must go on, die Show beginnt

    Die Welt in der wir Leben ist der Zuckerguss obendrauf, aber es gibt noch eine andere Welt darunter

    Es gewittert nicht, es blitzt nicht. Ist nicht das richtige Wetter um jemanden zu töten

    Aus der Traum

    VON TÖDLICHER MAGIE

    ZUM CHARISMATISCHEN GANGSTER

    1. Das schlimmste ist, einen

    geliebten Menschen zu verlieren

    Ich bin der Einsamkeit ausgeliefert, fühle mich hilflos gelähmt, wie ein Opfer; führe ein Leben, das still, ruhig und geschützt ist, geschützt vor Fragen, vor Mitleid und vor schrecklichen Gefühlen. Ich habe mich von der Gesellschaft abgewandt, brauche keine Menschen mehr, keine Bekannten und auch keine Verwandten.

    Mein Aktionismus ist verfallen und ich habe gelernt, mich auf mich selber einzustellen, mich einen Nachmittag mit lesen zu beschäftigen, Musik zu hören, spazieren zu gehen oder einfach der Vergangenheit Resümee laufen zu lassen; Selbstgespräche zu führen und die Wände anzustarren, mich in einen meditativen Zustand zu versetzen.

    Erinnerungen werden wach an die schönen Stunden, an jeden noch so kleinen Moment des Glücks, an Zufriedenheiten, Gemeinsamkeiten, Freude, an vollkommene Zeiten, doch alles schien vergessen, alles schien wertlos geworden zu sein.

    Hier Zuhause sitze ich bereits vor meinem dritten Wodka und spüre, wie der Alkohol meine Gedanken träge macht. Mit kleinen gleichmäßigen Schlucken trinke ich ihn und lasse den Alkohol meine Kehle herunter fließen. Der Wodka füllt meinen Magen mit Wärme, doch mein Herz bleib kalt.

    Man fühlt sich betrübt, ist am Boden zerstört, verliert immer wieder eine Träne und man könnte die Welt in Stück reißen. Meinen Tiefpunkt habe ich erreicht und schlimmer kann es nicht werden.

    Wut stieg in mir auf. Wut auf Ärzte die ihren hippokratischen Eid, Menschen zu helfen, vergessen hatten, weil ansonsten ihre wertvolle Einnahmequelle versiegen würde. Eine Blutstauung im Gefäßpolster am Darmausgang, das nicht ungestört abfließen kann, wurde bei meiner Frau diagnostiziert. Doch mir schien die Untersuchung zu kläglich und so konsultierten wir weitere Ärzte, bis einer einen unbegründeten Verdacht vermutete und eine Einweisung ins Krankenhaus vorschlug. Dort wurde dann, aufgrund einer Gewebeprobe, Krebs festgestellt. Ein Darmtumor der mit Hilfe von Bestrahlungen und Chemotherapie bekämpft werden sollte.

    Im Anschluss an diese Behandlung wurden regelmäßige Computertomographien durchgeführt, um böswillige Gewebenachbildungen frühzeitig zu erkennen. Eine völlig berührungslose und verletzungsfreie Untersuchung. Mittels Röntgenstrahlen werden hier Aufnahmen erstellt, die der Computer anschließend zu einem dreidimensionalen Bild zusammenfasst. Hier kann dann der Arzt nicht nur den gesamten Darm, sondern auch angrenzende Lymphknoten und Nachbarorgane wie die Leber begutachten.

    Frei von feindlichen Geschwülsten, wurde jedes Mal ein befriedigend verlaufendes medizinisches Gutachten erstellt.

    Mehrmals im Jahr wurden diese kostenaufwendigen Untersuchungen mit einem millionenschweren 16-Zeilen-Multidetektor durchgeführt, der die kleinsten sichtbaren Schwächungen der Körperstruktur erkennen sollte. Ein immenser Kostenaufwand für die Krankenkasse, der aber dem Radiologen ein regelmäßiges Einkommen sichert.

    Durch eine Magenbeschwerde wurde eine Bauchsonographie mit einem Ultraschalgerät durchgeführt. Ein Gerät das mit kurzen Schallwellen arbeitet, die durch einen Schallkopf von außen auf die jeweiligen Körperstellen gestrahlt und zurück reflektiert werden. Oft finden diese Geräte ihren Einsatz bei der Schwangerschaftsuntersuchung, da die eingesetzten Schallwellen unschädlich sind. Die Anschaffungskosten eines solchen Gerätes entsprechen dem Bruchteil der Kosten eines CT-Gerätes.

    Dann die erschreckende Feststellung des Sonographie-Mediziners: Über die Blutgefäße sind Tochtergeschwülste in die Leber geraten, die sich dort in Form von Metastasen weiter vermehrten. Der Krebsherd im Darm hat gestreut.

    Ich dachte in dem Moment an den Radiologen, der gerade drei Wochen zuvor einen Verrat an die Gesundheit begannen hatte. Der Glaube an irgendwelche Dissertationsnehmer ging schlagartig verloren.

    Fragen tauchten auf, wozu eine so kostspiele Computertomographie von Nutzen sei, wenn derartige böswillige Gewebebildungen nicht erkannt werden, oder werden derartige Maschinen nur noch von Dilettanten bedient. Jeder Arzt weißt, dass die Leber durch ihre Kapillargefäße einen Blutfilter darstellt und dadurch relativ häufig von Metastasen betroffen wird.

    Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Metastasen in der Leber bereits so weit ausgedehnt waren, dass eine Heilung schlechte Aussichten hätte. Selbst die Entfernung einzelnen Metastasen durch einen Chirurgen oder die Anwendung einer selektiven internen Radiotherapie, wo ein Katheter von der Leistenschlagader in die Leberarterie gelegt wird um dann mehrere Millionen winziger mit Betastrahlen versehenen Kügelchen direkt in den Tumor zu schießen, hätte keine Aussicht auf Erfolg.

    Es war wie ein Schlag mitten ins Gesicht, wie eine Streicheleinheit mit einem Baseballschläger, als wenn man Regina Halmich im Ring gegenüberstand.

    Es war eine Frage der Zeit, wann meine Frau mich für immer verlassen würde. Doch meine Angst wie sie mich verlassen wird, war furchtbar groß. Wie lange wird sie leiden müssen? Wird sie alles bewusst miterleben? Ich muss mich damit abfinden, doch ich kann nicht. Die blöde Krankheit beschäftigte mich doch mehr, als ich mir anmerken ließ.

    Durch die Größenzunahme der Leber entstanden Schmerzen, sogenannte Kapselschmerzen. Schmerzmittel wurden gereicht, in immer größeren Mengen. Gewichtsverlust trat ein, Appetitlosigkeit und zum Schluss, hatte sie auch nichts mehr getrunken. Dann ist sie wie eine Kerze ausgegangen.

    Heute bin ich alleine, lese mehr als früher und putze weniger, sitze auf dem Balkon und genieße die Umgebung, bepflanze die Blumenkübel und achte nicht auf das Unkraut. Ich verbringe mehr Zeit mit dem nachdenken wieso und warum, als mit der Arbeit.

    Ich bin nicht der netteste Mensch auf der Welt und auch nicht der klügste, doch ich habe diese Frau geliebt. Sie war mein einzig alles, meine große Liebe, meine Seelenverwandte und nun, nun ist sie auf den Güterzug der Verstorbenen aufgesprungen.

    Ein Blick in mein Glas verriet mir, es ist leer. Ich mag keine leeren Gläser und so schüttete ich nach. Als ich am Glas nippte, dachte ich daran mir was anzutun. Niemand würde sich dafür interessieren, nicht mal die Eltern meiner Frau, die soundso für ihre Tochter und mich nichts übrig hatten.

    Ich habe begriffen, dass das Leben eine Sammlung von Erfahrungen ist, die es nicht unbedingt zu schätzen gilt. Von jetzt an bewahre ich mich davor, einen Arzt zu besuchen und ihm das Geld in den Rachen zu werfen. Ich weiß nicht was ich machen würde, wenn bei mir morgen eine unheilbare Krankheit festgestellt wird. Vielleicht würde ich alte Freunde anrufen, um mich zu versöhnen oder mich für alte Streitigkeiten entschuldigen. Vielleicht gehe ich aber auch noch mal chinesisch Essen, zu dem Lieblingschinesen meiner Frau.

    Eigentlich stören mich diese kleinen unerledigten Dinge nicht, wenn ich wüsste dass meine Tage gezählt sind. Verwandtschaft und Bekannte haben sich bereits abgewandt, wer weiß aus welchem Grunde. Selbst die besten gewissen Freunde, Menschen die sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnen, Zuneigung und gegenseitige Wertschätzung geben; in Extremsituationen, Krankheiten und wirtschaftlichen Nöten helfen und ihren letzten Cent verleihen würden, haben sich seit dem Todesfall nicht mehr gemeldet.

    Meine Frau hätte bestimmt heute noch leben können, wenn Untersuchungen effizienter durchgeführt wären, wenn Ärzte nicht mit Scheuklappen herum laufen würden, wo Weitsicht von Nöten wäre und Augenbinden, wo ein Scharfer Blick jedes Unglück verhindern könnte.

    Es ist, als wenn man für die Sicherheit plädiert, aber gegen ein generelles Tempolimit auf deutschen Straßen auftritt, als wenn man von Zivilcourage spricht, aber wegsieht wenn Halbstarke wehrlose Bürger anpöbeln.

    Ob Radiologe, praktischer Arzt oder Chirurg, sie alle sorgen dafür, dass der Patient nicht zu schnell gesund wird, da sie sonst ihre wertvolle Einnahmequelle verlieren würden. Gegebenenfalls wird man, mit einem sorgfältig ausbalancierten Sortiment an Pillen, den gewünschten Effekt herbeizuführen. Doch muss man dabei noch mit zusätzlichen unbeabsichtigten Reaktionen rechnen, mit Nebenwirkungen die eine stationäre Behandlung erforderlich macht, beziehungsweise einen bestehenden stationären Aufenthalt zur Verlängerung bringt.

    Dem aber vorzubeugen werden dann noch die verschiedensten Medikamente verabreicht, um die Nebenwirkungen für einen kurzen Augenblick außer Kraft zu setzen. Für gebildete Normalsterbliche wird so was auch als Test bezeichnet, ein Verfahren um die Unzulässigkeit eines Produktes festzustellen. Sie lassen sich ganz leicht durchführen, man braucht nur ein Patienten, eine Krankheit, auf den der Test bezogen wird und die Methode, wie ständig wechselnde Pillen. Es ist wie die Prüfung einer Grünpflanze auf Flugtauglichkeit durch bewerfen mit Steinen.

    Auch wenn den Ärzten ein Halbgottähnlicher Status verpasst wurde, so sind sie auch nichts anderes als einfache Handwerker mit Diplom. Mit fünfzig Jahre nehmen die Kunstfehler deutlich zu, sodass es für alle Beteiligten besser wäre, wenn der Arzt sich statt im OP lieber auf dem Golfplatz aufhalten würde.

    Wieder schenkte ich mir einen Wodka ein und studierte gleichzeitig die Angebote der Tageblätter. Es sind massenhafte Postwurfsendungen, die von den werbetreibenden Wirtschaften finanziert werden und die die Briefkästen ständig überfüllen. Hier werden Waren zu Schnäppchenpreisen angeboten, die man gestern noch für teures Geld kaufen konnte und heute für den halben Preis erhält.

    Ganz besonders fiel mir ein Artikel ins Auge, der von Geisterbeschwörer sprach, die mit kleinen Figuren aus Knochen Flüche zelebrieren.

    Ein Gedanke nahm von mir Besitz, der mich zu einem unerbittlichen Delinquenten werden lassen könnte, der mich als grenzenloser Imperator darstellt, der etwas Unliebsames als das selbst annimmt, der meine Vorstellungskraft belebt und den Weg ebnen könnte, den der Wind weht.

    Wieder schenkte ich mir einen Wodka ein und ließ meine Fantasie freien Lauf. Geheime Trugbilder schwebten vor mir, etwas verrucht, etwas sittenlos, anderseits wieder relativ normal, aber eben nur Fantasien.

    Es ist inzwischen spät geworden. Die Dämmerung der Nacht ist eingetreten. Müdigkeit nahm mit immer wiederkehrenden Gähn-Attacken Besitz von mir und versuchte mich zum Schlafen zu verführen. Leicht angeheitert torkelte ich Richtung Schlafzimmer, lies mich aufs Bett fallen und erschöpft fielen mir die Augen zu.

    Ich fing an zu träumen.

    2. Magie, ein Phänomen das auf der

    ganzen Welt bekannt ist

    Es war Sonntag, ein herrlicher Tag. Die Sonne strahlte und ein warmes Sommergefühl stellte sich ein. Ein Tag, wo es sich lohnt die Ostsee zu besuchen. So setzte ich mich in mein Cabrio und fuhr los. Bei geöffnetem Dach fühlt man sich wie im Freien, hört das Vogelgezwitscher und erzeugt Aufmerksamkeit. Licht und Luft, Gerüche und Geräusche dringen zu einem, eine frisch gemähte Wiese kommt nicht pollen-gefiltert über die Klimaanlage, sondern riecht so, als stünde man mittendrin. Cabrio fahren lassen Herzen höher schlagen.

    Ich fuhr durch eine Ortschaft, an dessen Bäume und Pfähle links und rechts der Hauptstraße überall Hinweisplakate angebracht waren. Ein Flohmarkt wurde hier besonders angepriesen, sowie ein afrikanischer Kunstmarkt mit original afrikanischen Ritualen, Bräuchen, Riten und Beschwörungen. Kurz entschlossen fuhr ich in die Innenstadt um den Märkten einen Besuch abzustatten.

    Derartige Trödelmärkte und Kunsterzeugnisse finden meistens auf Parkplätzen vor großen Baumärkten und Möbelhäusern statt. Die Gebühren zum Aufstellen der Stände werden in Euro pro laufenden Meter berechnet und es ist erstaunlich, wieviel Gegenstände ein erfahrener Flohmarktverkäufer auf einen einzigen Meter unterbringen kann.

    Hier wird alles nur Erdenkliche angeboten. Kleidung, Schuhe, CDs, DVDs, Bilder, Bücher, Schallplatten, Schmuck, Geschirr, Möbelstücke, Spielsachen, Stereoanlagen, Fotoapparate und vieles mehr.

    Verkäufer sind sowohl Profis die vom Verkauf ihres Ramsches leben, als auch Privatleute die sich lediglich des alten Krams aus ihrer Rumpelkammer entledigen wollen. Dazu gehören sowohl Deutsche, als auch Türken, Polen, Tschechen und Russen.

    Manchmal stellt man sich nach den ersten fünf Ständen die Frage, ob man sich an der Adresse vertan hätte und vielleicht auf einem städtischen Entsorgungsbetrieb gelandet sei. Doch bei genauer Betrachtung bemerkt man, dass das Geschäft von neuwertig angepriesener kaum getragener Kleidung, der Handel von gepflegten Büchern mit deutlichen Gebrauchspuren und der Verkauf vom Rost zusammengehaltenen Erinnerungstücken an die eigene Kindheit, tatsächlich ernst gemeint ist. Hier ist das Preisniveau von Angebot und Nachfrage völlig außer Kraft gesetzt worden. Im Regelfall gilt ein Stück = ein Euro.

    Schon im Mittelalter war der Markt nicht nur das Zentrum des Lebens, sondern auch der Mittelpunkt des Handelns und Feilschens. Das bunte Treiben diente jedoch nicht nur dem Kauf oder Verkauf, sondern auch dem zwischenmenschlichen Informationsaustausch, dem übermitteln von neuen Nachrichten und erfreute sich so hoher Beliebtheit. Zeitweilig gab es auch Musikanten und Gaukler, die zur Untermalung des Geschehens sorgten. Heute hört man mal höchstens ein Autoradio im Hintergrund, das von den Klaviersonaten Bachs bis hin zu den Nerv tötenden Geräuschen einer Heavy Metal Band alles wiedergibt.

    Vorsichtig dränge ich mich durch die vielen schmalen Gänge, lasse mich anrempeln und schieben, mich schubsen und stoßen, versuchte jeden Wiederstand auszuweichen. Ich musste aufpassen nicht zu stolpern, wodurch ich nur den Verkehrsfluss ins Stocken bringen würde.

    Immer wieder werden Passanten von Verkäufern angesprochen, die länger als eine Sekunde ihren Blick auf einen Gegenstand fallen lassen, wie zum Beispiel auf ein Römerglas.

    »Nur 10 Euro,« spricht er den potenziellen Kunden an und bevor dieser überhaupt reagieren konnte, feuert der Verkäufer gleich hinterher:

    »Fünfundzwanzig Euro für alle drei.«

    Der Kunde schüttelt mit dem Kopf und sofort geht der Verkäufer in die Offensive:

    »Schauen sie, keine Kratzer, keine Risse, reines Kristall, fast wie neu.«

    Kaufinteressierte Kunden gehen zum Gegenangriff über, versuchen den Preis durch Aufspüren von Fehlern zu mindern:

    »Fassen sie mal mit dem Zeigefinger über den Rand, dann spüren sie leichte Absplitterungen. Mehr als ein Euro zahle ich nicht.«

    Jetzt kommt es auf das Verhandlungsgeschick des Käufer und Verkäufers an. Selbst wenn man ein Toaster von zwölf Euro auf ein Euro fünfundsiebzig heruntergehandelt hat oder für das fünfzehn Jahre alte Handy statt hundert Euro nur siebzig Euro bezahlen brauchte, hat man immer den Eindruck, der Verhandlungspartner habe bei dem Preisnachlass ein wenig geschmunzelt.

    Ich schlängelte mich weiter durch die Gassen dieser Markstände und lande auf der anderen Seite dieses Flohmarktes, auf den afrikanischen Kunstmarkt.

    Es war wie Afrika pur. Überall um mich Frauen, Männer und Kinder mit dunkelbrauner Hautfarbe. Sie sind äußerst friedliche und nette Menschen, vor den man keine Angst haben muss, es sei denn, man trifft sie im Dunkeln und sie lächeln einen an mit ihren schneeweißen Zähnen.

    Alle waren spirituell gekleidet mit farbenfrohen Mustern. Boubous und Kaftans mit Butterfly Ärmel in schimmernden Tönen und farblichen Akzenten, Kopfbedeckungen mit bunten Nuancen, bestickte Gürtel und Tuniken. Frauen teils mit langen Wickelröcken, die aus breiten Stoffbahnen bestehen, um die Taille gewickelt werden und deren Ende im Taillenbund verschwindet. Wer sich hier nicht richtig bewegt, läuft die Gefahr, die ganze Pracht zu verlieren. Dazu ein passendes blusenähnliches Oberteil, bunt bedruckt.

    Bei dieser Art der Bekleidung spielt es keine Rolle, welcher Anlass gerade besteht; ob es sich um ein romantisches Dinner zu zweit oder um eine coole Party handelt; ob es eine Shopping Tour mit der besten Freundin oder um einen sonnigen Urlaub am Strand handelte. Gerade in der wärmeren Zeit strahlt die bunte Kleidung eine Fröhlichkeit und Lebensfreude aus, die sich auch auf andere Menschen überträgt und eine gute Laune bewirkt.

    Ich flaniere an den Ständen vorbei, die neben kreativen Produkten facettenreiche Einblicke in die afrikanische Kultur bieten. Hier gab es Holzschnitzereien, Masken, Schalen und Schüsseln, Körbe, Bilder, Tücher und Schmuck; selbstentworfenen Steinketten, Holzohrringe und Taschen.

    Daneben wurden Speisen aus Nord-, West-, Süd- und Ostafrika verkauft, wie Kochbananen, wilder Sesam, Gemüse aus Juteblättern, Huhn mit Erdnusssoße und anderen mannigfaltigen Genüssen.

    Einige boten Holz-Schnitzkunstwerke an, Skulpturen, Malereien, Webkunst, Figuren aus Elfenbein, lebensecht wirkende Elefanten, Nashörner, Giraffen und vieles mehr.

    Es ist ein Markt, der durch seine Größe und Vielfältigkeit bestach. Hier schlägt das Herz der afrikanischen Bevölkerung höher. Man lässt kaum vermuten, dass Geister und Götter allgegenwärtig sein sollen. Doch im Glauben bestimmen sie maßgeblich das Leben des einzelnen und der Gemeinschaft.

    An einem Verkaufsstand blieb ich stehen, beobachte die Frau hinter dem Tisch, wie sie bei einem Büschel Stroh den oberen Teil umbog, sodass ein verdicktes Teil entstand und ihn dann mit einem Draht umwickelte. Dann legte sie ein zweites Büschel mittig quer unter dem verdickten Teil und befestigte es ebenfalls mit Draht. Den unteren Teil bog sie leicht auseinander und band die einzelnen Enden in sich zusammen. Das Büschel Stroh nahm die Form einer Puppe an.

    Die Frau bemerkte mein Interesse an ihrer handwerklichen Fähigkeit, unterbrach ihre Arbeit und fragte:

    »Kann ich ihnen helfen.«

    »Nein eigentlich nicht. Ich bewunderte nur ihre Geschicklichkeit.«

    »Ja mit Geschick und Ausdauer kann man sehr schöne Figuren entstehen lassen.«

    »Sind das Puppen zur Geisterbeschwörung,« fragte ich neugierig.

    »Nein derartige Puppen werden aus anderen Materialien hergestellt, was fester und unbeweglicher ist. Interessieren sie sich für eine Beschwörung?«

    »Ach man hört so viel davon und weiß nicht, ob man dem alles Glauben schenken kann.«

    »Was haben sie denn so gehört?«

    »Naja, dass man mit solchen Puppen bösen Menschen Schmerzen zufügen und Unheil verrichten kann; das man mit den Kräften das Leben anderer beeinflussen und sogar vernichten kann. Stimmt das?«

    »Eigentlich ein übertrieben dargestellter Brauch. Im Glauben werden Puppen zur Heilung von Kranken eingesetzt. Hierbei spielt die Konzentration des Heilers eine wichtige Rolle, indem er durch die Berührung der Puppe mit dem Kranken verschmilzt und ihm so zu einer Heilung verhelfen kann.«

    »Und das soll funktionieren,« fragte ich.

    »Wichtig ist, dass man daran glaubt.«

    »Ja und das mit dem Stechen in die Puppe oder das Durchbohren mit Nadeln, ist also reine Fantasie?«

    »Es gibt viele Menschen, die diesen Analogiezauber beherrschen, doch muss es nicht unbedingt tödlich sein. Manche schaffen es, ihren verhassten Menschen Scherzen zuzufügen, ohne das die Opfer den Ursprung erahnen. Es gibt aber auch weitere Rituale wie zum Beispiel der Liebeszauber, Pentagramm-Rituale, Prüfungsriten oder magische Amulette wie diese hier.«

    Dabei zeigte sie auf eine Frauenfigur aus Elfenbein mit eiförmigem Kopf und auf ein Messingamulett, worauf ein Gesicht zu erkennen war mit besonders langer Nase und geschwollenen Augen. Dann fuhr sie weiter fort:

    »Außerdem gibt es noch Heilpasten, wie diese hier; Schönheitscremes hier, sowie Schutzzauber, Flüche und Schwangerschaftsmagie.«

    »Wow,« fiel mir dazu nur ein.

    Ich war erstaunt. Es gibt ihn also tatsächlich, diesen Glaubens-Kult. Ich dachte darüber nach, mich intensiv mit dem Kult zu beschäftigen, meine Willenskraft und Konzentration zu stärken, mich der Energie einer anderen Bewusstseinsebene zu bedienen, versuchen Einflüsse auf Ereignisse zu nehmen und sie zu verändern. Ich werde mir einen Schutzkreis um meinen Ritualplatz ziehen, an dem ich meditiere und mich von allen Gedanken befreien lassen.

    »Wenn sie sich für den Spiritismus interessieren,« unterbrach mich die Frau in meinen Gedankenzügen, »mit anderen Göttern in Verbindung treten wollen, kann ich ihnen helfen, es zu lernen und auch anzuwenden. Ich selbst praktiziere diese Kunst schon seit Jahren. Hier sind zwei von mir geschriebene Bücher.«

    Sie hielt mir zwei stark abgegriffenen Publikationen entgegen und sprach weiter:

    »Das eine erzählt die Geschichte dieser Religion; dass andere beschreibt die große Zauberkraft, die damit verbunden ist.«

    »Es kann nie schaden, sich über andere Bräuche zu informieren,« sprach ich ein wenig apathisch, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass mich das Thema interessieren könnte.

    »Sie können in dem einen Buch nachlesen, dass alles was sie mit einer Zauber-Puppe machen auch auf sie zurückkommen wird und das alles was mit der Person passiert mit der sie in Verbindung treten, auch sie spüren werden.«

    Ich kaufte die Bücher, ließ zu einpacken und wollte schnellstens nach Hause. Doch dann sprach die Frau noch:

    »Sie sehen nicht aus wie ein Mensch, der Freude am Leben gefunden hat. Sie sehen bedrückt, traurig, etwas frustriert aus, als wenn sie sich immer wieder verhasste Marotten und Eigenschaften vor Augen führen. Ich spüre, dass jemand ihnen Schaden zugefügt hatte, dem sie heimleuchten wollen.«

    »Ich habe meine Frau verloren, ein sehr schmerzhafter Verlust, den man hätte vermeiden können, wenn Ärzte nicht unter ihrem Scheuklappensyndrom leiden würden.«

    »Hass, Abneigung und Verbitterung steckt in ihnen. Doch sie müssen ihren Weg finden, ihre Gefühle auszusprechen und

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