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Grizzlys und dicke Bohnen: Abenteuer im kanadischen Norden
Grizzlys und dicke Bohnen: Abenteuer im kanadischen Norden
Grizzlys und dicke Bohnen: Abenteuer im kanadischen Norden
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Grizzlys und dicke Bohnen: Abenteuer im kanadischen Norden

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Mitte der 1970er Jahre beginnt für den Wahlkanadier Axel A. Zarbock in der Wildnis der Rocky Mountains das Abenteuer seines Lebens: Am legendären Alaska Highway, der spektakulären Verbindungsstraße vom kanadischen Dawson Creek (British Columbia) nach Fairbanks (Alaska), erwirbt der gebürtige Deutsche zusammen mit zwei Geschäftspartnern nahe Fort St. John die historische Buckinghorse River Ranch. Zu dieser gehört auch ein riesiges Jagdgebiet mit dem ungeheuren Ausmaß von 2250 Quadratkilometern – ein unberührtes Naturparadies und ungestörtes Refugium für Grizzlys, Elche, Caribous, Wölfe, Schwarzbären und viele andere Tierarten.

Mit seinen erfahrenen Jagdführern, indianischer und weißer Herkunft, wagt er zu jener Zeit etwas vollkommen Neues: Er bietet Abenteuersuchenden Erlebnistouren in einer der schönsten und wildesten Landschaften der Welt, den Rocky Mountains, an – unendliche Wälder, bizarre Bergwelten, reißende Ströme und glasklare Bergseen prägen hier das Landschaftsbild. Vieles, was er damals erlebte und nun aufschreibt, ist einzigartig: So lässt er den Leser teilhaben an der Begegnung mit Grizzlys und Wölfen in freier Wildbahn, den halsbrecherischen Flügen mit seiner Bellanca Scout als Buschpilot, schildert eindrucksvoll die Westernartmentalität seiner urkanadischen Ranchangestellten und berichtet von der herzlichen und warmen Gastfreundschaft seiner indianischen Freunde, wie Johnny Bigfoot, seines erfahrensten und besten Jagdführers.

Der einst so vergessene nordwestliche Zipfel British Columbias ist heute längst ein industrieller Motor der Provinz British Columbia geworden. Im Rückblick schreibt deshalb Axel Zarbock: "Ich durfte das Ende einer Zeitepoche miterleben, die noch von Abenteuer- und Pioniergeist geprägt war." – Kanadisch-nordamerikanische Pioniertaten beschwört er auch in weiteren Kapiteln seines Buches herauf, so die ingenieurtechnische Mammutleistung beim Bau des Alaska Highways oder die Kartierung der arktischen und pazifischen russischen Küste und der Küste Alaskas durch Vitus Bering u. v. a. Alles in allem ist Axel Zarbock eine Liebeserklärung an seine Wahlheimat Kanada gelungen – ein Land, das für viele immer noch ein Sehnsuchts- und Traumland und Lieblingsreiseziel ist.
LanguageDeutsch
Release dateNov 24, 2014
ISBN9783738664935
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    Book preview

    Grizzlys und dicke Bohnen - Axel A. Zarbock

    Epilog

    Der Alaska Highway

    Obwohl es erst 5 Uhr morgens ist, weckt mich die schon recht hoch stehende Sonne der nördlichen Sommermonate meiner Wahlheimat Kanada. Nur in wenigen Stunden der Nacht wird es hier richtig dunkel. Ich liebe diese Jahreszeit im hohen Norden der Provinz Britisch-Kolumbien. Man kann schon frühzeitig auf der Veranda seinen Morgenkaffee genießen und abends noch um 9 Uhr beim Angeln auf unserem nahe gelegenen See den langsamen Untergang der Sonne beobachten. Die Menschen im nördlichen Kanada haben es erlernt, die kurzen Sommermonate so gut wie möglich mit Außenaktivitäten aller Art auszunutzen. Campen, Angeln und das allabendliche Lagerfeuer, an dem oft die ganze Familie teilnimmt und ihre Steaks und Hot Dogs wie in alten Zeiten am offenen Feuer brät. Einheimische und Reisende zugleich haben in unserem Gebiet Zugang zu zahlreichen Provincial Parks, mit ihren gepflegten Picknicktischen und sauberen Toiletten. Aber auch einsame Wilderness Campsites, abgelegen in den Bergen, an Flüssen und Seen, stehen den Naturliebhabern zur Verfügung. Dort kann man auch heute noch Stunden oder Tage verbringen, ohne einer anderen Menschenseele zu begegnen. Der Winter kommt oft frühzeitig und kann sich schon Ende Oktober anmelden. Dann ist es genau umgekehrt; lange, kalte Nächte und kurze Tage. Und doch hat auch der Winter seine vielen Reize für die Menschen im nördlichen Kanada– es ist eine angenehme und ruhige Zeit. Durch die saubere und kalte Luft erhellen sich die Nächte bei Mondschein durch die Schneereflektierung so stark, dass man ohne weiteres einen Spaziergang während der Nachtstunden unternehmen kann. Aber auch ein mondloser, klarer Nachthimmel offenbart dem faszinierten Beobachter ein himmlisches Firmament, das von einer Sternenflut übersäht ist. Es ist auch nicht ungewöhnlich in diesem nördlichen Gebiet, Nordlichter bewundern zu können. Auch sie erhellen die Nacht, und wie von Geisterhand entzündet, jagen unzählige Farbvariationen durch den nächtlichen Himmel.

    Heute schauen wir auf einen ganz besonderen Tag hier in Fort St. John, welches inzwischen meine Heimatstadt geworden ist. Das 70-jährige Bestehen des weltbekannten und landschaftlich so grandiosen Alaska Highways, der nördlichen Traumstraße Kanadas, soll zünftig gefeiert und gewürdigt werden.

    Anfang 1942 entwickelte sich das geplante Mammutprojekt zu einem schwierigen, gigantischen Straßenbauunternehmen, was fast gleichzusetzen war mit dem Bau und der Bedeutung des Panama-Kanals. Nach seiner Vollendung in den Herbstmonaten desselben Jahres war der Highway eher noch eine riesige lange Schneise als ein gut befestigter Verkehrsweg. Die neue Wunderstraße führt durch lange Strecken unbewohnter kanadischer Wildnis, durch hunderte Sümpfe und reißende Flüsse, über gewaltige Berge, tiefe Täler und Seen hinweg, wie etwa dem Muncho oder dem Teslin Lake, von denen die Highway-Erbauer noch viele Jahre später schwärmten. Erbaut wurde der Highway von 11 000 amerikanischen Soldaten sowie etwa 16 000 Zivilkräften, die oft unter erbarmungslosen Voraussetzungen ihre Aufgabe in der unvorstellbaren Zeit von nur neun Monaten und sechs Tagen bewerkstelligten. Damals war die Zielsetzung der amerikanischen Regierung noch rein militärischer Art, doch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wenige Jahre danach, entwickelte sich der Highway zu einer wirtschaftlichen Notwendigkeit. Aber auch viele begeisterte Touristen, die jemals die ganze Länge der Abenteuerstraße befuhren, berichten von unvergesslichen Eindrücken. Oft genug kehrten sie fasziniert an ihren Heimatort irgendwo in der Welt zurück und planten, schon in der näheren Zukunft alles noch einmal erleben zu wollen. Somit hat die weltbekannte Fernstraße, die sich über 2500 Kilometer– von Dawson Creek bis nach Fairbanks, Alaska– spannt, einen unvergleichlichen Berühmtheitsgrad erreicht. In Dawson Creek befindet sich die berühmte Wegemarke Mile Zero City [die Stadt der nullten Mile], was auch mit einem riesigen Schild in der Ortsmitte gekennzeichnet ist. Es bedeutet, in Dawson Creek ist offiziell der Beginn des Alaska Highways.

    Ich möchte aber einmal vorgreifen: Nachdem japanische Marineflieger am 7. Dezember 1941 überraschend den US-Flottenstützpunkt auf Hawaii angegriffen und einen großen Teil der Pazifikflotte der USA im gesicherten Marinehafen bei Honolulu auf Oahu zerstört hatten, war die amerikanische Militärführung tief verunsichert, denn das nächste Angriffsziel der Japaner könnte Alaska sein. Zur damaligen Zeit war Alaska nur auf dem Seeweg zu erreichen oder mit einer äußerst mangelhaften Luftverbindung. Die Ladekapazität der Lufttransporter war noch sehr gering und konnte zwar Soldaten und leichtes Gerät befördern, aber keine schwereren Lasten wie Kanonen oder leichte Panzer. Eine Landverbindung gab es noch nicht. Zwei Monate nach Pearl Harbor, am 14. Februar 1942, fassten die amerikanischen Militärbehörden den Entschluss, schnellstens eine Landverbindung von Fort St. John ausgehend bis nach Big Delta in Alaska zu bauen. Die Finanzierung des gesamten Bauunternehmens wurde fast gänzlich von den USA übernommen. Sogar die überwiegende Anzahl der privaten Baufirmen kam aus den Vereinigten Staaten. Kanada hingegen spielte eine untergeordnete Rolle, trotz der Tatsache, dass der geplante Alaska Highway durch kanadisches Territorium verlaufen würde. Zu keinem Zeitpunkt wurde kanadisches Militär eingesetzt, um die Amerikaner beim Bau des Projektes zu unterstützen. Zahlreiche Anwohner aber wurden von den amerikanischen und kanadischen Baufirmen angeheuert. Die Amerikaner vereinbarten mit der kanadischen Regierung in Ottawa, den Highway nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ohne Vorbehalte an Kanada zu übergeben. Kanada wiederum sollte den Highway in Stand halten und weiter ausbauen. Damals war der Highway noch über viele Jahre hinweg eine hässliche Schotterstraße mit unzähligen Schlaglöchern, engen Kurven, viel Staub und dicken Steinen und Lastwagenfahrern, die trotz dieses Straßenzustandes immer zu schnell fuhren. Sie wirbelten so viel Staub und Dreck auf, dass sie lange Staubfontänen hinter sich herzogen. Das war oft so schlimm, dass man die Sicht nach vorne fast gänzlich verlor. Den armen Autofahrern und unerfahrenen Touristen wurde höchste Aufmerksamkeit abverlangt. Oft kamen sie erschöpft an ihrem Reiseziel an und fragten sich, worauf sie sich bloß eingelassen hätten. Die Befahrung des Alaska Highways war damals ein wirkliches Abenteuer. Doch die Kanadier hatten sein riesiges wirtschaftliches Potenzial schon frühzeitig erkannt. Mit hohem Arbeitsaufwand und gewaltigen finanziellen Kosten über viele Jahre hinweg wurde der Highway immer wieder verbessert, insbesondere begradigt. Er ist heute genauso gut befahrbar wie jeder andere große kanadische Highway oder sogar besser. Was unverändert geblieben ist, sind die abwechslungsreichen und bewundernswerten Naturschönheiten. Auf den breiten Fahrbahnnebenstreifen kann man nun überall anhalten und alles in Ruhe und entspannter Fahrsicherheit bewundern und ausgiebig genießen.

    Schon einen Monat nach der Bauentscheidung gingen damals die amerikanischen Pionierkorps an die Arbeit. Der nördliche Bauabschnitt von Whitehorse in Yukon arbeitete sich in südliche Richtung vor und vom Süden her, von Fort St. John ausgehend, in nördliche Richtung. Eine Provinzialstraße zwischen Dawson Creek und Fort St. John existierte schon. Am 24. September 1942, um 4 Uhr nachmittags, trafen die Spitzen der Baukolonnen am Contact Creek, heute Mile 588, nahe dem Grenzverlauf Britisch-Kolumbiens und des Yukons erfolgreich aufeinander. Am 28. Oktober 1942 wurden alle Abschnitte zufriedenstellend für die militärische Benutzung fertiggestellt und der Highway konnte nun von Armeefahrzeugen mit Allradantrieb genutzt werden. Somit ist der 1. August 2012 als Gedenktag zum 70-jährigen Bestehen des Alaska Highways deutlich verfrüht. Doch der Grund ist offensichtlich: Wer möchte schon am 28. Oktober im Norden Kanadas im Freien eine Gedenkfeier abhalten?

    Am Morgen des 70. Jahrestages besuchte eine kanadische Militärfahrzeug-Kolonne ein Denkmal hier in Charlie Lake. Es wurde vor einigen Jahren errichtet und liegt direkt am westlichen Ende des Sees. Die Soldaten wollten ihrer gefallenen amerikanischen Kameraden gedenken, die damals, am 14. Mai 1942, auf tragische Weise ums Leben kamen. Oft spaziere ich mit meinen Hunden am befestigten Ufer des Sees, und mein Weg führt mich unweigerlich an der kleinen, ganz aus Metall gefertigten Gedenkstätte vorbei.

    Nur wenige Einwohner, ob in Dawson Creek oder Fort St. John, befuhren jemals die ganze Länge des Alaska Highways. Auch in den Schulen wird das Thema so gut wie gar nicht behandelt. Das wird den Touristen überlassen, die vorwiegend aus den Vereinigten Staaten oder, man glaubt es kaum, aus dem Weltmeister-Reiseland Deutschland kommen. Ich möchte hinzufügen: Wenn man schon den Highway befährt, dann sind Museumsbesuche in Dawson Creek, Fort St. John und Fort Nelson eine große Wissensbereicherung für den Reisenden. Man sollte sich die Zeit nehmen und sie auch einplanen. Es gibt dort viele Informationen, Geschenkartikel, Sachbücher und Andenken, unter anderem auch über den Bau des Alaska Highways und die damit zusammenhängende Entwicklung des nordwestlichen Zipfels der Provinz British Columbia.

    Doch bevor jemals Museen errichtet werden konnten und mit historischen Sammlungen bestückt, mit zahlreichen Geschenkartikeln ausgestattet Besucher aus aller Welt anlocken und unterhaltsam und lehrreich informieren konnten, verging eine sehr lange Zeit. Ganz am Anfang stand die Entdeckung Alaskas. Der kanadische Yukon und das amerikanische Alaska mussten sich erst wirtschaftlich entwickeln und bevölkern. Weltkriege wurden gefochten, die die ganze Welt nachhaltig veränderten und schließlich den Bau des Mammutprojektes Alaska Highway rechtfertigten.

    In Vorzeiten, vor gut 12 000 Jahren, es können auch viel mehr gewesen sein, denn man weiß es nicht so genau, wanderten die ersten Menschen von dem heutigen Sibirien über die Beringstraße nach Nordamerika ein. Man glaubt, es handelte sich um Familien mongolischer Herkunft. Der nördliche Teil Nordamerikas war von gewaltigen Eismassen bedeckt, was ein menschliches Leben damals unmöglich machte. Ein schmaler Inlandkorridor aber existierte, getrennt von den Küstenbergen des Pazifischen Ozeans, bis zu den ersten hohen Ausläufern der Rocky Mountains. Somit konnten sich die Einwanderer in den wärmeren Zonen bis hin zur damaligen Eisgrenze in ganz Nord- und Südamerika ausbreiten. Erst später, vor etwa 10 000 Jahren, als die riesigen Eismassen langsam abtauten, wurde es ihnen möglich, nordwärts zu wandern und sich im heutigen Alaska, in Yukon und den kanadischen North-West-Territorien anzusiedeln und sesshaft zu werden. Aus ihnen entwickelten sich dann die zahlreichen oft sehr unterschiedlichen Stämme der Indianer. Bei den Eskimos schien alles ein wenig anders verlaufen zu sein. Angesichts neuester Forschungsergebnisse, die auch auf genetischen Erkenntnissen basieren, wanderten die heutigen Eskimos vor etwa 6 000 Jahren über die Beringstraße von Sibirien nach dem heutigen Alaska über und besiedelten die Küsten-Polarregionen Alaskas, Kanadas sowie auch die Westküste Grönlands. Genau wie in Europa, wo ein Südeuropäer andere Körper- und Gesichtsmerkmale aufweist als ein Nordeuropäer, war es in der Entwicklung der Indianer nicht anders. Leider scheint es bei uns Menschen nicht anders zu gehen, egal wo wir auf diesem Planeten leben, auch in Amerika, schlugen sich die verschiedenen Stämme die Köpfe ein, bereicherten sich an den Verlierern und raubten zur Blutauffrischung deren Frauen. Insbesondere Indianer und Eskimos hegten einen tödlichen Hass aufeinander. So lebten die Ureinwohner Amerikas miteinander, friedlich oder feindlich, für tausende Jahre, eingebunden in ihre hohen oder primitiven Kulturen und vielfältigen Lebensgewohnheiten, bis eben 1492 die ersten weißen Menschen an Amerikas Tür anklopften.

    Was den westlichen Norden Nordamerikas betrifft, fing alles mit Vitus Bering an. Bering war dänischer Herkunft, ein in russischen Diensten stehender Marineoffizier. Schon 1728 untersuchte er die Küste Sibiriens, entdeckte zwar einige Inseln, und obwohl er weit ins Nordpolarmeer vorstieß, konnte er keine Landverbindung zwischen Sibirien und dem nordamerikanischen Festland entdecken. Doch die Angaben waren ungenau, und am 15. Juni 1741 lief Vitus Bering im Rahmen der großen nordischen Expedition mit den etwa 24 Meter langen Schiffen St. Peter und St. Paul aus, um nochmals die Küste Amerikas zu erkunden. Dabei entdeckte er Alaska. Er kartierte die arktische und pazifische Küste Russlands sowie die Küste Alaskas bis zum 69. Breitengrad. Auf der Heimreise gerieten Bering und seine Seemänner in einen schweren Sturm. Durch das immer schlechter werdende Wetter sah sich Bering gezwungen, auf der Awatscha-Insel, später umbenannt in Beringinsel, zu überwintern. Er und 18 seiner Männer überlebten die Überwinterung nicht. Zur damaligen Zeit der Entdeckung lebten noch keine weißen Menschen in Alaska, und das Inland blieb unerforscht bis fast zum Ende des 19. Jahrhunderts. Aber Bering hatte auch ein Paradies entdeckt. Die Küstengebiete Alaskas offenbarten zu Wasser einen ungeahnten Reichtum an Seeottern, Lachsen und Walen und an Land, in Küstennähe, Großwild wie Hirsche und Elche. Insbesondere die Seeotter mit ihren dichten Fellen versprachen riesige Profite. Ein reich gedeckter Tisch also, an den man sich nur zu setzen brauchte. Das Interesse der Russen an Alaska war geweckt. Der Nachteil jedoch war, dass man, um die damalige Hauptstadt Russlands, St. Petersburg, zu erreichen, um die halbe Welt segeln musste oder eine Inlandreise antreten, die durch die riesige Landmasse Sibirien führte.

    Alaska war damals nur von einigen Indianervölkern bewohnt und natürlich auch von den Eskimos. Das Inland Alaskas war fast menschenleer. Doch man nimmt an, dass die kriegerischen Athabasca-Indianer dort lebten. Entlang der Westküste die Haida-Stämme, im nördlichen Teil, entlang der Beringstraße, die Eskimos und auf den Inseln der Aleuten-Kette eben die Aleuten. Die Aleuten nannten ihr Land „Alaxsxaq, was so viel wie Hauptland heißt. Die Russen hatten wohl Probleme mit der Aussprache und nannten es „Alyeska. Aus diesem Wort entwickelte sich dann der Name „Alaska".

    Doch schon einige Jahre später, nachdem Bering Alaska entdeckt hatte, machten sich wieder russische Schiffe auf, beladen mit hartgesottenen Jägern und Abenteurern, um die Küstengebiete Alaskas auszubeuten. Sie machten reichhaltige Beute, zumal die Seeotter und andere Küstentiere durch Mangel an menschlichen Begegnungen recht zutraulich waren. Zunehmend unternahmen die Russen auch feindliche Einfälle in das küstennahe Inland. Dabei stießen sie oft auf die Ureinwohner des Landes. Kam es zu Auseinandersetzungen, hatten die Russen wegen ihrer Feuerwaffen fast immer die Oberhand. Doch das war nicht das Schlimmste für die betroffenen Ureinwohner. Nie hatten sie Abwehrstoffe gegen die für die Weißen unbedeutenden Erkältungskrankheiten entwickeln können, und somit starben sie schon an den geringsten Verschnupfungen. Waren es schlimmere übertragbare Erkrankungen, konnte schon ein ganzer Stamm ausgerottet werden. Für die Russen waren das Nebensächlichkeiten. Im Jahre 1784 gründete ein gewisser Shelikhov, begleitet von seiner Frau und zweihundert Männern, auf der Kodiak-Insel Three Saints Bay, die erste weiße Siedlung Alaskas. Von dort aus konnte man auch besser das Inland erforschen, und weitere Pelztierhandelsplätze konnten gegründet werden. Um 1786 trat Shelikhov die Rückreise nach Russland an und beauftragte Alexander Baranov, seine geschäftlichen Interessen zu vertreten und weiter auszubauen. Baranov gründete 1799 die Russian-American-Company, und es wurde ihm erlaubt, zum Ärger der Briten, ein Pelztier-Handelsmonopol in Alaska aufzubauen. Baranov muss ein geschäftstüchtiger Mann gewesen sein, denn er weitete sein Machtmonopol auf der ganzen Westküste entlang bis nach Kalifornien aus. Nach mehreren unglücklichen Versuchen gründete er sogar 1812 eine Siedlung im nördlichen Kalifornien in der Nähe von Bodega Bay. Somit war er nun in der Lage, sein damaliges Reich Alaska besser zu versorgen und wirksamen Handel zu treiben. Es war eine sinnvolle Entscheidung, denn von Kalifornien war die Entfernung nur ein Katzensprung bis nach Alaska, im Gegensatz zu der Hauptstadt Russlands. Doch die Rechnung ging nicht auf. Die britische und die amerikanische Handelsschifffahrt legten erbitterten Einspruch ein gegen den Anspruch Russlands, die Westküste Nordamerikas zu beherrschen und zu kontrollieren. Schließlich gaben die Russen nach und zogen sich wieder hinter die bis heute bestehenden Grenzen Alaskas zurück. Mit den Jahren verringerte sich der Einfluss Russlands auf Alaska. Die Seeotter waren fast ausgerottet und anderen küstennahen Meeresbewohnern, wie Robben und Walen, drohte das gleiche Schicksal. Mehr und mehr verloren die Russen ihr Interesse an Alaska. Auch finanzielle Probleme plagten die Russen. Die Zaren, genauso wie Könige und Kaiser der damaligen Zeit, litten unter chronischem Geldmangel. Sie lebten in Pomp, wogegen die Bevölkerung ihrer Länder oft bitterarm war. In der Mitte des 19. Jahrhunderts braute sich wieder einmal ein neuer Völkerkonflikt zusammen. Russland versuchte, unter Zar Nikolaus I. seinen Einfluss in Europa weiter auszubauen. Russland und das Osmanische Reich, heute die Türkei, befanden sich im Dauerkonflikt. Es ging wie so oft um Expansion. Das Osmanische Reich, man nannte es damals „den kranken Mann am Bosporus, litt unter Verfallserscheinungen. Eine gute Gelegenheit, einen neuen Krieg vom Zaun zu brechen. In die Geschichte ging der Krieg als „Krimkrieg oder auch als „Orientkrieg" ein und wurde auch als der zehnte russisch-türkische Krieg bekannt. Der militärische Konflikt tobte von 1853 bis 1856. Auf der einen Seite standen die Russen und auf der anderen Seite die Türken mit ihren Verbündeten Frankreich, Großbritannien und später, ab 1855, auch Sardinien, dem heutigen Italien. Dieser Krieg war als erster in der Weltgeschichte ein moderner strategischer Stellungskrieg, der gewaltige Verluste auf allen Seiten forderte. Die Engländer verwendeten, erstmals in der Kriegsgeschichte, Karabiner mit gezogenen Läufen, die waren zielsicherer und hatten eine größere Reichweite, was zu besonders hohen Verlusten beim Gegner führte. Die meisten Opfer aber forderten Seuchen und Krankheiten infolge unzureichender medizinischer Versorgung sowie unsachgemäßer Wundbehandlung. Aber auch die Versorgung der Truppen mit Lebensmitteln und Bekleidung, egal auf welcher Seite die Soldaten kämpften, war vollkommen unzureichend. Man schätzt, dass der Krieg insgesamt 165 000 Menschen das Leben kostete, davon etwa 104 000 durch Krankheiten oder die Folgen mangelhafter Ernährung. Wie so viele vorherige war es ein schrecklicher Krieg, aber leider nur einer von vielen. Einige standen Europa in der Zukunft noch bevor, bis man endlich aufwachte und eine Europäische Wirtschaftsunion gründete und die Europäer es erlernten, dass man Konflikte auch friedlich lösen kann.

    Der langwierige Krimkrieg, den Russland verlor, hatte nicht nur viele Menschenleben gekostet, auch finanziell brachte er Russland an den Rand des Ruins. Zar Nikolaus I. brauchte Geld, um seine leere Staatsschatulle wieder aufzufüllen. Eine Möglichkeit war, und man machte sich in St. Petersburg darüber ernsthafte Gedanken, irgendwann einmal, besser früher als später, Alaska an die Amerikaner zu verkaufen. Man nahm auch Fühlung mit den Amerikanern auf, doch die legten erst einmal alle Gespräche auf Eis. Es brodelte in den Staaten und ein Bürgerkrieg zwischen den Süd- und Nordstaaten konnte jederzeit ausbrechen. Am 12. April 1861 begann dieser schreckliche Krieg zwischen den Nord- und Südstaaten, der in die amerikanische Geschichte als Civil War unter Präsident Abraham Lincoln einging. Wenn man glaubt, der Krimkrieg war furchtbar, doch der Bürgerkrieg der Vereinigten Staaten von Amerika erreichte noch entsetzlichere Dimensionen. Etwa 750 000 Soldaten waren gefallen und unzählige hatten schwere Verwundungen erlitten, als der Krieg am 9. April 1865 mit der Kapitulation der Südstaaten unter General Robert Lee sein Ende fand. Aber auch die zivile Bevölkerung wurde nicht verschont, auch hier gab es tausende von Toten und traumatisierten Bürgern zu beklagen. Ein tiefer Hass schwelte unter den Amerikanern der jeweiligen Lager, der Generationen anhalten sollte. Schon ein paar Tage nach Kriegsende, am 15. April 1865, wurde der amerikanische Präsident Abraham Lincoln ermordet. Der von Lincoln am 5. März 1861 ernannte Außenminister William Henry Seward wurde durch eine Messerattacke schwer verletzt, von der er sich aber gut erholte. Seward war ein intelligenter und weitsichtiger Außenminister und schon kurz nachdem der Bürgerkrieg der Amerikaner beendet war, begann er Verhandlungen über den Kauf Alaskas mit dem russischen Minister für die Vereinigten Staaten, Eduard de Stoeckl. Am 30. März 1867 kam es zu einer Vereinbarung, und Amerika erwarb Alaska von den Russen, nach heutigem Denken und Wissen für den lächerlichen Preis von 7.2 Millionen US-Dollar. Umgerechnet auf den heutigen Geldwert könnte man damit kaum einen neuen Airbus A380 bezahlen, der im Stückpreis etwa 320 Millionen Dollar kostet. Amerika befand sich damals, unter Seward, auf Land-Schnäppchenjagd. Obwohl der Kauf Alaskas im Kongress nach langen erbitterten Streitereien schließlich gebilligt wurde, belächelte und beschimpfte man Seward und nannte ihn einen Narren. Man konnte sich zur damaligen Zeit einfach nichts Gutes unter Alaska vorstellen. Im Nachhinein betrachtet war es wohl der beste Schachzug, den Amerika jemals gemacht hatte, für Russland hingegen der schlechteste.

    Schon der Name „Alaska" klingt irgendwie kalt, und viele Menschen vermuten dort ein Land aus Schnee und Eis. Doch die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Im Inland kann die Temperatur im Sommer weit über 30 Grad erreichen und im Winter auch schon mal 40 Grad minus. Durchaus vergleichbar mit dem nördlichen British Columbia, wo ich wohne. An der Beringstraße, wo hauptsächlich die Eskimos beheimatet sind, gibt es oft dichten Nebel, Schneeschauer, auch im Sommer, und oft starke Winde. Die Westküste ist eher mild, hat dafür aber das typische Küstenklima mit viel Regen. Die südliche Region der Westküste ist ganzjährig eisfrei. Das verdankt man dem recht warmen Japanstrom, der weit hinauf über den Polarkreis strömt. Die Großstadt Anchorage mit über 296 000 Einwohnern [in ganz Alaska leben etwa 722 000 Menschen], aber auch andere Küstenstädte, wie Valdez, Skagway oder die Hauptstadt Alaskas, Juneau, können somit auch im tiefsten Winter von riesigen Ozeanschiffen angelaufen werden. Wie in alten Tagen wird fast alles Frachtgut, was immer man in Alaska benötigt, mit Frachtschiffen und riesigen Fähren von Seattle aus nach Alaska befördert. Dort fahren unzählige Fernlaster mit ihren gewaltigen Anhängern auf die Großraumfähren, und nach dreitägiger Seefahrt geht’s auf dem Landweg weiter, um die größeren Städte und Siedlungen Alaskas mit dem Notwendigsten zu versorgen. Eher selten sieht man auf dem Alaska Highway amerikanische Fernlaster. Mit dem Schiff geht es schneller und wohl auch preiswerter.

    In Alaska, dem 49. Staat der USA, ist im Vergleich mit dem Rest der Erde fast alles eine Nummer größer. Dort erheben sich 14 der höchsten Berge Nordamerikas und viele der größten Gletscher der Welt. In keiner anderen Region der Erde befinden sich mehr Vulkane. Die Küstengebiete sind oft felsig und klüftig, und die Küste erstreckt sich über 35 000 Kilometer, reich an Fjorden, Inseln und Halbinseln, bewachsen mit riesigen, bemoosten Cedarbäumen, die dort schon standen, als noch kein weißer Mensch Alaska betreten hatte. Aber auch mächtige Flüsse stürzen dort in den Pazifik. Millionen von Lachsen verschiedener Arten versammeln sich in den seichten Buchten des Meeres, um an unzähligen Flüssen und Bächen aufwärts zu wandern und dort abzulaichen und zu sterben. Riesige Grizzlys stehen Schlange, um sich an den schon schwachen, aber immer noch fetten, sterbenden Lachsen zu laben. Aber nicht nur Grizzlys kann man bewundern, sondern auch viele Schwarzbären, die sich mit den Grizzlys um Fangplätze und Nahrung streiten, und die zahlreichen Weißkopfadler, die sich zanken und ihre Flugkünste zur Schau stellen.

    Im Inland begegnet man einer Landschaft der Vielfalt. Mächtige Ströme, wie der Yukon, der Russian River oder der Tanana River, um einige zu nennen, fließen den Weltmeeren entgegen. Unzählige fischreiche Seen, so klar und sauber, dass man das Wasser unbedenklich trinken kann, heiße Quellen, die zum Baden einladen, und tausende von Teichen und Tümpeln, die oft von bunten Seerosen fast vollständig überwachsen sind. Es gibt Hochwälder und Unmengen von kleinen Krüppelbäumen, ein Zeichen von Sumpfgebieten, und Permafrost. In Alaska befinden sich die meisten und weiträumigsten Naturschutzgebiete der USA, aber auch schmutzige Ölförderanlagen und eine gewaltige Pipeline, die das Öl quer durchs Land in Richtung Valdez befördert und viele weiße Alaskaner sowie Indianer und Eskimos zu reichen Leuten gemacht hat.

    Der Wildreichtum Alaskas ist legendär. Aber auch die Größe und Wucht, insbesondere bei den Bären und Elchen, wird nirgendwo auf der Erde übertroffen. Der Alaska-Elch, man nennt ihn auch Gigant Moose, kann ein Gewicht von über 650 Kilogramm erreichen, der Rekord liegt bei 820 Kilogramm. Er erreicht eine Schulterhöhe von leicht über zwei Metern. Nirgendwo in der Welt schiebt der Elch stärkere Schaufeln, die eine Auslage von über 1,80 Meter erreichen können. Wie er damit in Windeseile durch dichtes Gestrüpp laufen kann, weiß anscheinend nur er selber. In den Tundren gib es unzählige Caribous, und in den dichten Wäldern hausen zottige Bisons, Wölfe, Luchse, Vielfraße und Pelztiere. Die arktischen Inseln sind von Moschusochsen, Eisbären, weißen Wölfen und Polarfüchsen besiedelt. Auf der Kodiak-Insel lebt der mächtigste Bär der Welt. Er gehört zur Braunbärgattung, genau wie der Grizzly, ist aber eine gute Nummer größer und auch gefährlicher. Auf den Pribilof-Inseln gibt es noch unzählige Pelzrobben, sehr zum Ärger der Berufsfischer. In den seichten Buchten des Meeres tummeln sich wieder verspielte und fresssüchtige Seeotter, deren Bestand von der Regierung strengstens kontrolliert wird. Walrosse, Seelöwen und Robben bevölkern tausende von Kilometern der Küste. Mehrere Spezies großer und kleinerer Wale durchpflügen das küstennahe, offene Meer, und wenn geschossen wird, dann nur mit den Kameras der Touristen. Alaska sowie auch der Yukon, der übrigens in Wildheit, bezaubernder Landschaft und Tierwelt Alaska nicht nachsteht, beflügeln unser Abenteuerbewusstsein und erwecken unstillbare Reiselust. In unserer heutigen modernen Zeit verspüren viele Menschen den Drang nachzuempfinden, was Goldsucher, Trapper, Hundeschlittenfahrer und Abenteurer aller Art oft so beschwerlich in ihrer Zeit erleben durften.

    Goldgräber in Dawson City anno 1898

    Im Jahre 1896 wurden im kanadischen Yukon erstmals größere Mengen Gold entdeckt. Die Nachrichten überschlugen sich, und das führte in den folgenden Jahren zu einer wahren Stampede von Goldsuchern und Abenteurern. Etwa ein Jahr später wurde auch in Alaska Gold entdeckt. Es war nicht das erste Mal, dass man in Nordamerika Gold entdeckt hatte. Schon um 1840 in Kalifornien und um 1861 in Barkerville, Britisch-Kolumbien. In beiden Fällen führte das zu einer Invasion von Menschen. Tausende von Abenteurer, die alle glaubten, zu schnellem Reichtum zu gelangen, strömten zu den Goldfeldern. In Kalifornien ging es wild zu. Mord und Totschlag, Schießereien und Schlägereien waren an der Tagesordnung. Gesetze gab es wenige und Polizei schon gar nicht. Diejenigen, die es verstanden, sich durchzuboxen, wurden steinreiche Leute. Viele aber verließen die Goldfelder eher ärmer als reicher. In Barkerville hingegen ging es schon etwas zivilisierter zu. Der damalige Gouverneur Britisch-Kolumbiens, Sir James Douglas, ernannte Thomas Elwyn als Police Chief für den ganzen Cariboo District Britisch-Kolumbiens. Dort lagen auch die Goldfelder. In Barkerville residierte Richter Sir Matthew Baillie Begbie. Er war ein strenger und gnadenloser Verfechter der damaligen Gesetze. Wurde man als Mörder überführt und verurteilt, dann gab es kein Pardon, und den Todgeweihten erwartete der Strick. Aber auch schon ein kleiner Golddiebstahl führte zu drei Jahren Zwangsarbeit, die man, an den Beinen angekettet, mit anderen Leidensgenossen gemeinsam, familiär, verbringen durfte. Somit hatte man den Rohlingen und Gesetzesverächtern die Flügel gestutzt. Im Vergleich zu Kalifornien ging, dank der strengen Gesetzeshüter, alles recht friedlich zu, zumal Barkervilles Einwohnerzahl um 1865 auf etwa 5000 Menschen angewachsen war. Insgesamt wurde dort über die Jahre mehr als eine metrische Tonne Gold geschürft. Billy Barker, nach dem man den Ort benannte, wurde steinreich. Er war der erste Mensch, der im weiten, fast unerforschten Inland Britisch-Kolumbiens mit seinem Partner, Wilhelm Dietz, die erste Goldader in der Nähe des heutigen Barkervilles entdeckte. In einem Altersheim für Männer starb er 1894 im Alter von 77 Jahren vollkommen verarmt und man sagt an den Spätfolgen von zu viel Weib, Wein und Gesang. Doch möchte ich an dieser Stelle hinzufügen: Wenn man schon als Tourist die weite Reise antritt und British Columbia einen Besuch abstattet, dann wäre es fast schon frevelhaft, Barkerville und den nahe gelegenen Bowron Provincial Park nicht zu besuchen.

    Der Klondike-Goldrausch übertraf alles Bisherige. Es war ein derartiges Großereignis, dass es Alaska, den Yukon und das nördliche Kanada, aber auch die meist negativen Ansichten und Meinungen der Bevölkerung Kanadas sowie der USA über ihre nördlichen Regionen für immer nachhaltig veränderte. Bis dahin war die riesige Landmasse Yukon und Alaska kaum der Rede wert. Es interessierte niemanden. Die Menschen hatten andere Sorgen als das, was Alaska und, noch schlimmer, den Yukon anbetraf. Ihrer Meinung nach lebten alle Natives noch in Iglus, es gäbe unglaublich viele gefräßige Wölfe und Bären, die einem ständig nach dem Leben trachteten. Im Winter herrsche totale Finsternis und Indianer und Eskimos lebten noch immer mehr oder weniger in der Steinzeit. Zum großen Ärger der weißen Bevölkerung beider Länder mussten sie, als Steuerzahler, auch noch für alles bezahlen. Doch mit dem Goldrausch begann eine neues Kapitel für den unterentwickelten Yukon und auch für Alaska, die nun einer neuen Ära entgegenschritten. Es gab auch frühe Vordenker, die eine Landverbindung vom Hauptland USA durch Britisch-Kolumbien, dann durch den Yukon bis hin nach Alaska nicht mehr ausschlossen. Wie das einmal aussehen würde, war dahingestellt. Es gab noch keine Autos, aber inzwischen die Eisenbahn. Der Gedanke an eine Fernverbindung war erst einmal gefasst, wenn auch nur sehr visionär. Bis zum Bau einer Landverbindung sollten aber noch 45 lange Jahre vergehen.

    1896 gilt als das Entscheidungsjahr, in dem der Goldrausch im Klondike ausgelöst wurde. Doch schon viele Jahre vorher, etwa um 1850, wenn man den Gerüchten glauben darf, wagten sich einige hartgesottene Goldsucher in das Inland und schürften nach Gold und anderen Metallen. Wie viel Edelmetall sie nun tatsächlich fanden, blieb unbekannt. Doch gab es immer wieder Gerüchte, dass es lohnende Mengen Gold gewesen seien. Um 1864 notierte ein Angestellter der in ganz Kanada verbreiteten englischen Hudson’s Bay Company, die sich hauptsächlich auf den Pelztierhandel spezialisiert hatte, es gäbe größere Mengen an Gold in seinem Distrikt, aber dabei blieb es auch. Er stellte leider keine größeren Nachforschungen an, und im Nachhinein war es wohl nicht ausgeschlossen, dass er sich bei seinem Arbeitgeber wegen seiner Fehleinschätzung recht unbeliebt gemacht hatte. Einer der ersten Weißen, die sich in der Nähe des heutigen Klondike-Gebietes 1874 ansiedelten, war Leroy Napoleon McQuesten. Er zog den Vornamen „Jack" vor, und in die Geschichte ging er ein als der Vater des Yukons. Er stammte aus einer neuenglischen Bauernfamilie und schon 1849 hatte er in Kalifornien nach Gold gesucht. Als später, 1864, im Inneren Britisch-Kolumbiens Gold entdeckt wurde, schürfte er entlang des Fraser Rivers. Das Gerücht, dass es am Klondike ungeahnte Mengen an Gold gäbe, beflügelte die Phantasie einiger der rauen Goldschürfer. Unter ihnen auch Jack McQuesten. Er und seine Partner entschlossen sich kurzerhand zum Klondike aufzubrechen, zu Fuß, beladen wie Packesel.

    Winterlager der Goldschürfer am Bennet Lake

    Ich kenne einige dieser unwegsamen Gebiete, wenn auch nur vom Überfliegen. Es müssen unmenschliche Strapazen gewesen sein, die diese Menschen auf sich nahmen. 1865 begann man mit dem Vorhaben, ein Telegraphenkabel ausgehend von dem damaligen Kleindorf Quesnel bis nach Telegraph Creek im Norden Britisch-Kolumbiens zu verlegen. Es war nur ein Teilstück, doch man beabsichtigte eine Verbindung zwischen New York und Moskau herzustellen. Das Unternehmen scheiterte, nachdem ein Kabel erfolgreich auf den Grund des Atlantiks versenkt werden konnte, das nun Amerika mit Europa verbinden sollte. Doch viele Jahre später, als die sogenannten „Overlanders", also Goldsucher, die versuchten über das Festland zu den Goldfeldern im Yukon zu gelangen, nun ihre Vorteile sahen, zumindest auf einem Teil ihrer langen Wegstrecke den alten Trail zu nutzen. Von den etwa 1600 Abenteurern erreichten nur 7 ihr Ziel und, noch schlimmer, keines der etwa 3000 Pferde, die sie ritten oder als Packpferde einsetzten.

    Etwa 2000 Kilometer wanderten McQuesten und seine Partner auf unwegsamen Pfaden, über Stock und Stein. Sie mussten reißende Flüsse überwinden, und das im Sommer wie im Winter. Es gab ja noch keine Landkarten oder bequemen Wanderwege,

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