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Versuchskaninchen Gottes: Unsere Revolte gegen Gottes Evolution
Versuchskaninchen Gottes: Unsere Revolte gegen Gottes Evolution
Versuchskaninchen Gottes: Unsere Revolte gegen Gottes Evolution
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Versuchskaninchen Gottes: Unsere Revolte gegen Gottes Evolution

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About this ebook

Wir fühlen uns als Viertelgötter, haben uns Vorstellungen zurechtgebastelt, die uns vorgaukeln, Herrscher des Alls zu sein. Aber seit Jahrmillionen sind wir Tiere, eine Spezies, wohl die einzige, mit der die Natur (Gott) vielleicht sogar die Frage experimentell beantworten wollte, ob es einer Tierart möglich ist, zu überleben, wenn ein Teil der Entscheidung über ihre Zukunft nicht instinktiv abläuft sondern ihr selbst überlassen bleibt. Damit dies Experiment nicht scheitert und wir aussterben, müssten wir unsere gesamte Gedankenwelt revidieren und sie den Naturgesetzen anpassen.
Diese ganze Problematik wird wertfrei und wissenschaftlich begründet in diesem Buch abgehandelt in leicht verständlicher Form von einem Arzt, Diplom-Psychologen und Naturforscher, ehemaligem Universitätslehrer. Zwar religionskritisch, wird aber kein einfältiger, dogmatischer Materialismus vertreten. Sie werden aber viele Gedanken finden, die nie diskutiert wurden, weil unsere Gedankenwelt beherrscht ist von „Selbstverständlichkeiten“, die man nicht in Frage stellt. Aber immerhin hat die Wissenschaft von jeher gerade diese Selbstverständlichkeiten aufs Korn genommen und korrigiert (Die Erde ist eine Scheibe - das Herz ist der Sitz der Seele - die Erde wurde vor 8000 Jahren in Mesopotamien erschaffen usw.) Wir werden angeregt, selbst nachzudenken und unsere Situation zu beurteilen.
Zunächst wird das wissenschaftliche Denken vorgestellt im Gegensatz zum alltäglichen und zum gläubigen. Es werden dann viele Forschungsergebnisse aus diversen Gebieten vorgestellt, biologische, psychologische, aber auch physikalische und kosmologische, die uns zeigen, dass wir nur einen winzigen Stellenwert im Universum haben und vor allem unser Wissen noch sehr bescheiden ist, der Grund dafür, dass wir das Wesentliche unserer Welt noch immer nicht erklären können. Die Natur lässt unsere Sinnesorgane nur das erkennen, was wir zum Überleben brauchen. Dennoch lässt uns die Natur in dem Irrglauben, fast alles zu wissen, wohl deshalb, damit wir uns vor dem vielen Unerklärlichen nicht fürchten müssen.
Sie werden Gedanken hier finden, die Sie noch nie dachten und Sie werden über „ganz Mächtige“ lächeln – nichts als arme Würstchen – die Ihnen früher vielleicht Angst und Ehrfurcht eingejagt hätten.
LanguageDeutsch
Release dateDec 4, 2014
ISBN9783738662665
Versuchskaninchen Gottes: Unsere Revolte gegen Gottes Evolution
Author

Helmut Emrich

Geboren 1935 in Mainz. Als Kind wegen Spielzeugmangel die Natur beobachtet. Dadurch Interesse geweckt an Naturwissenschaft. Schule nicht zu vermeiden, konnte manchmal sogar interessant sein. Abitur im Schwarzwald. Studium Medizin und zugleich Psychologie in Tübingen zwischenzeitlich zwei Semester in Wien. Psychologie-Diplom 1959, Dr. med. 1960. Approbierter Arzt 1962. Max-Planck-Institut für Hirnforschung Göttingen 1962-69, danach Neuropsychiatrische Universitätsklinik Gießen. Dort erste Habilitation für Psychiatrie und Psychophysiologie (Medizinische Fakultät) und Facharzt für Neurologie und Psychiatrie 1979. 1979-80 Chefarzt psychosomatische Klinik Bad Bocklet. Seit 1980 eigene Nervenarzt-Praxis in 94078 Freyung. Ab 1982 13 Jahre Lehrtätigkeit Universität Salzburg Psychophysiologie, dort Habilitation Naturwissenschaftliche Fakultät. 39 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften, zwei wissenschaftliche Bücher: 1. Elektrophysiologische Korrelate psychischer Abläufe 1972 2. Psychophysiologische Grundlagen der Psychiatrie und Psychosomatik 1983, zweite Auflage 1986 Satirisches Büchlein: Giftige Geschichten 1986 Populärwissenschaftliches Buch: Jahrtausendschlußverkauf 1997; Hier wird aus der Warte der Psychologie die Naturzerstörung durch Kommerz angeprangert.

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    Book preview

    Versuchskaninchen Gottes - Helmut Emrich

    GOTT…

    GEBRAUCHSANWEISUNG

    Dieses Buch ist kein Evangelium. Es soll anregen sich eigene Gedanken zu machen, es sollte kritisch gelesen werden. Es basiert auf Beobachtungen des täglichen Lebens und fragt nach Gründen für Fehlentwicklungen und deren Folgen. Es basiert ferner auf Erkenntnissen vieler Einzelwissenschaften und versucht diese Ergebnisse in die Überlegungen einzubeziehen. Natürlich können diese Ergebnisse nicht bis ins Kleinste begründet werden, die Zitate würden tausende Seiten füllen, vielmehr möchte es das, was m.E. Aufgabe der Philosophie immer war, aus vielen Einzelwissenschaften ein Weltbild vorzuschlagen, das dann aber jeder für sich selbst finden muss. Kurz: das Buch soll zum Nachdenken anregen und Kritik ist durchaus willkommen. Ich bin weder Missionar noch ein sonstiger Ideologe und auch nicht geil auf geistige Macht – nur ein Tierlein Mensch, das möchte, dass seine Nachkommen überleben können.

    Hier soll niemand missioniert werden, aber jeder mag angeregt sein, selbst zu denken nicht durch Massenmedien denken zu lassen. Offiziell wünscht man sich ja den „mündigen Bürger", aber der kann nur dann mündig sein, wenn er Zugang zu wertfreien Informationen hat und in der Lage ist, sich intensiv selbst Gedanken zu machen, um sich so frei eine eigene Meinung zu bilden.

    WARUM EIN SOLCHES BUCH?

    Wer sich in unserer Welt umsieht, der wundert sich fast täglich über Entscheidungen, Beschlüsse, Vorgehensweisen in Justiz und Politik, die er kaum nachvollziehen kann, jeder wird sich an die vielen Merkwürdigkeiten und Kuriositäten erinnern, sie brauchen nicht alle aufgeführt werden. Der Mensch von heute setzt noch immer seinen gesunden Menschenverstand ein, den er als Erbe der vielen Generationen vor ihm mitbekommen hat Unsere „Obrigkeit" hat sich mit ihren Bestimmungen und Gesetzen von der Natur weit abgekoppelt und langsam beginnt sich auch das menschliche Empfinden an diese Abkoppelung zu gewöhnen. Werden es unsere Nachkommen verkraften können, ohne das Bewusstsein unseres natürlichen Urgrundes zu leben? Ich halte diese Entwicklung für eine massiv krankhafte und befürchte, dass es der Menschheit relativ bald so ergehen wird, wie allen Tierspezies der letzten Milliarde Jahre, die sich zu stark von den natürlichen Erfordernissen entfernt haben – sie sind ausgestorben.

    Um den Ursachen der Entwicklung nachzuforschen, sie zu verstehen und evtl. die Folgen abwehren zu können, müssen wir die Situation sachlich betrachten und die Entwicklung bis zum heutigen Tag. Es werden sich dann gravierende Denkfehler zeigen und in deren Gefolge massive Fehleinschätzungen, die uns in unserer eigenen Welt orientierungslos machen. Wir fahren dann wie ein unfähiger Kapitän auf hoher See, wissen nicht wo wir sind und ob wir nicht im nächsten Moment auf ein Riff laufen. Aber es scheinen in den Menschen auch Gesetze aus Urzeiten zu schlummern, die dieses Fehlverhalten ermöglichen, auch die müssen wir aufspüren.

    Ausgespart bleibt bei unseren Überlegungen das unnatürliche Handeln des Kommerzes: Welch irreparable Schäden an der Gesamtnatur entstehen, wie am menschlichen Denken und Verhalten durch rücksichtslose Vermarktung völlig sinnloser Produkte (im Sinne natürlicher Bedürfnisse der Menschen), die durch verlogene Werbung als unbedingt notwendig an den Mann gebracht werden. Diese traurigen Kapitel sind schon durch den Autor behandelt worden (Jahrtausendschlußverkauf 1997). Als Vorübung könnten wir uns einmal darüber Gedanken machen, ob unser Überleben als Menschen auch ohne die technischen Errungenschaften der letzten 100 Jahre möglich wäre. Und das ließe uns dann unterscheiden zwischen lebenswichtigem, nur hilfreichem und dem überflüssigen, das die Ressourcen vernichtet, die Müllhalden übergehen lässt, aber die Konten cleverer Produzenten füllt.

    Was hat unsere Weltanschauung in den letzten 8-10 000 Jahren geprägt und damit unseren Verhaltenskodex? Und wie ging es den Menschen davor? Es waren zwei Strömungen: Zunächst die Religion und in ihrem Gefolge Herrscher, die sich stets auf die Religion beriefen, um ihre Macht über die Menschen zu begründen und zu festigen. Als zweites begann vor knapp 3000 Jahren die Philosophie. Es waren, wie der Name sagt, die Freunde der Weisheit, die wagten, auch einmal Gedanken zu haben, die nicht ausschließlich um Gott oder Götter kreisten. Mehr und mehr verselbständigte sich die Philosophie, entwickelte Einzelwissenschaften und vor allem Naturwissenschaft, die völlig ohne Gott auskam, jetzt aber, das soll schon einmal angedeutet sein, zu einem Gott zurückzukommen scheint, allerdings völlig anders als ihn sich der brave Theologe vorstellen kann.

    DENKKFEHLER UND THESEN

    Zunächst sollen die grundsätzlichen Denkfehler lediglich benannt sein, die in später folgenden Kapiteln besprochen werden.

    Wie bereits erwähnt, führt eine massive Anpassungsstörung an die Gegebenheiten gewöhnlich zum Aussterben der betreffenden Art. Weil uns die Natur, wie allen Lebewesen, zwei wesentliche Aufgaben gestellt hat, nämlich die der Selbsterhaltung und der Arterhaltung, sind wir aufgerufen alles zu tun, um diese Aufgaben zu erfüllen. Da uns die Natur die Gabe zukommen ließ, Wissenschaft zu treiben, müssen wir vor allem mit ihrer Hilfe Fehlentwicklungen erkennen und zu beseitigen suchen. Es werden zunächst Thesen lediglich einmal formuliert, von denen ausgegangen wird und die später belegt werden.

    Menschen stammen aus der Natur, genauer aus dem Tierreich und bleiben in ihr, d. h. sie stammen nicht nur ab vom Tier, sie gehören nach wie vor ins Tierreich. Wir sind Tiere, auch wenn das unser Stolz nicht zulassen will.

    Wir unterliegen den Naturgesetzen, die nicht nur auf der Erde sondern im ganzen uns bekannten Universum gelten für Belebtes und Unbelebtes.

    Von Menschen geschaffene Vorstellungen, sobald sie den Naturgesetzen widersprechen, sind falsch und schaden über kurz oder lang den Menschen, besonders wenn sie mit Gewalt durchgesetzt werden. Das gilt für Religionen, Moralvorstellungen, politische Richtungen u. ä.

    Speziell von eher naturnahen Politikern hört man häufiger den Satz, der Mensch gehöre zur Natur, er sei ein Teil von ihr und dürfe sie nicht zerstören. Was aus dieser Aussage folgt, wird aber nicht bedacht und meist erst gar nicht reflektiert, nämlich dass für den Menschen die gleichen biologischen Gesetzmäßigkeiten zu gelten haben wie für die anderen Tiere mit allen Konsequenzen. Auch grüne Politiker weisen dem Menschen immer noch eine Sonderstellung zu, so dass diese Aussage eher als ein Lippenbekenntnis zu werten ist.

    Die gravierenden Denkfehler des modernen Menschen sind:

    Die anthropozentrische Auffassung: alles wird vom Menschen aus betrachtet und für den Menschen. Die gesamte Natur einschließlich Tier- und Pflanzenreich wird eher als Staffage für den großartigen Menschen angesehen und das führt zu katastrophalen Fehlschlüssen.

    Jede Generation meint, so ziemlich am Ende möglichen Wissens zu stehen. Das, was die Wissenschaft bis heute beschrieben hat, gilt für jetzt und alle Zeit. Obwohl manche Philosophen immer wussten, dass ihr Wissensschatz relativ gering ist (Sokrates: „Ich weiß, dass ich nichts weiß) ist es doch für das Gros der Bevölkerung klar, dass nun eigentlich alles bekannt ist und was wir nicht wissen, das gibt es nicht. Was ich mit meinen Sinnen nicht erfassen kann, ist nicht existent. „Ich glaube, was meine Augen sehen und meine Ohren hören! Dabei ist gerade das ziemlich unsicher.

    Es fehlt uns das richtige Maß. Man setzt so lapidar voraus, die Geschichte der Menschheit spiele sich in den letzten 8000 Jahren ab, die Zeit davor wird lediglich als Vorgeschichte bezeichnet. In der Bibel wird die gesamte Erdgeschichte nur mit ca. 6000 Jahren angegeben, während das ganze Universum in 6 Tagen entstanden sein soll. Ein Bischof Ascher errechnete nach der Genesis, dass die Erde im Jahre 4002 vor Christus in Mesopotamien!! erschaffen wurde. Diese „Erkenntnis" setzte die Kirche im Mittelalter und danach mit all ihrer Macht durch. Menschen in unserem Sinne gibt es aber wissenschaftlich betrachtet seit 1 Million Jahren mindestens.

    Mangelnde Präzision des Denkens. Wer z. B. fest glaubt, der Mann sei aus Lehm erschaffen und die Frau dazu aus der Rippe des Mannes, der kann nicht gleichzeitig glauben, dass der Mensch sich in Millionen Jahren aus Mutationen so genannter Primaten entwickelt hat. Von Menschen, die beide Versionen glauben wollen, wird gewöhnlich gesagt, die biblische Überlieferung sei symbolisch aufzufassen und beides stimme. Das aber führt automatisch zu unpräzisem Denken und das wird von Machthabern aller Art sehr begrüßt und ausgenützt. Man kann in 2 Kategorien denken, muss sich aber stets bewusst sein, dies ist die eine und jene die andere und beide sind nicht zu vermischen.

    Primäre Wertung: Eine philosophische Richtung, die sog. Frankfurter Schule, behauptet, in jedem Vorgang, jeder Tatsache, aller Erkenntnis sei schon primär eine Wertung enthalten (im Sinne von gut und böse). Wertfreiheit gibt es nicht. Die Erkenntnis 2 x 2 = 4 ist sie nun gut oder böse? Verwerflich oder begrüßenswert? Man kann die Aussage: Wasser ist flüssig auf ihre moralische Berechtigung prüfen und lange diskutieren, man kann es aber auch bleiben lassen! Obwohl die Natur keinerlei Wertung kennt, ist die doch bei den Menschen erstaunlich weit verbreitet und macht es möglich, die Menschen zu emotionalisieren und ihnen „Fakten" unterzujubeln, die sie bei wertfreier Denkweise niemals als solche akzeptiert hätten.

    Diese Thesen sind nur vorangestellt, quasi als Programm des Ablaufs, sie sollen in späteren Kapiteln ausführlich behandelt und präzisiert werden. Damit klar wird, worüber überhaupt zu sprechen ist, müssen die beiden normenkontrollierenden Denksysteme zuvor abgehandelt werden und eine verbindliche Definition erfahren: Religion und Wissenschaft, damit keine Missverständnisse durch unpräzises Denken entstehen. Diese beiden Denkmodelle bedingten die Grundlagen für die Weltanschauung der Menschen. Wie also sollen sie verstanden werden?

    ERSTE KULTURENTWICKLUNG: ERKLÄRUNG DER WELT DURCH RELIGION

    Religionen sind bei allen Menschen und schon seit langer Zeit zu beobachten. Warum haben sie sich entwickelt und wie? Genaues weiß man nicht. Sicher sind sie Ergebnisse von Erklärungsversuchen menschlicher Umwelten. Daher lagen die Naturgötter nahe: Der Erde, des Wassers, des Donners, des Mondes und vor allem der Sonne. Ahnten die Menschen schon vor mehreren tausend Jahren, dass alles Leben, wie wir es kennen, nur existieren kann, weil es die Sonne bescheint? Oder beeindruckt die Sonne nur wegen ihrer Helligkeit und Wärme und nicht zuletzt durch ihren Auf- und Untergang? Hat sich das alles entwickelt durch Gedanken und Schlussfolgerungen ganzer Sozietäten oder war es ein einzelner Religionsgründer der meinte, eine göttliche Mitteilung erhalten zu haben und Glauben fand bei seinen Mitmenschen? Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich spielte auch der Wunsch nach Erlösung eine Rolle, denn das Leben und Überleben vor 30 000 Jahren und mehr war sicher viel schwerer als das heute – und göttliche Hilfe war da willkommen!

    Nicht das gleiche wie der Götterglaube aber in die gleiche Richtung geht der Glaube an eine jenseitige Welt und ein Leben nach dem Tode. Nun, die Menschen haben ja andere Welten oft erlebt und sie haben auch ihren verstorbenen Spezi hier angetroffen, der dort munter lebte. Und für dieses Leben musste der Verstorbene auch Gaben ins Grab bekommen und Nahrung. Diese Welt sah schon der frühe Mensch im Traum. Sicher haben unsere frühen Vorfahren bereits geträumt, denn man kann beobachten, dass auch andere Tiere träumen. Ein auf der Seite schlafender Hund bewegt oft die Beine als liefe er, er schnüffelt im Schlaf und leckt sich die Schnauze. Für den Frühmenschen war es offenbar, dass es sich um zwei Welten handelt, denn der Verstorbene beginnt in der Tageswelt zu verwesen und im Traum verhält er sich wie eh und je. In der Frühzeit der menschlichen Selbsterfahrungsversuche ging man wohl einfach vom aktuellen Erleben aus. Dass Traum und Wachen nur auf zwei verschiedenen Zuständen des Gehirns beruhen, konnte man sich nicht vorstellen, man hatte noch kein Schlaflabor, ja man wusste wohl nicht einmal, wozu das Gehirn dient. Man verlegte die „Seele" ins Herz, weil hier (aus psychosomatischen Gründen) bei Trauer und Leid ein Druck entsteht.

    So stand wohl die Religion am Anfang der bewussten Auseinandersetzung der Menschen mit ihrer Umwelt. Sie bot eine Erklärung für die Erlebnisse mit der Natur, da an Wissenschaft noch nicht zu denken war. Die praktische Beschäftigung, etwa mit einem Steinwerkzeug einen Baum fällen zu können, kann noch nicht als Ergebnis wissenschaftlicher Arbeit bezeichnet werden. Die genetische Ausstattung hatten die Menschen freilich schon immer. Sie ist ihnen aber nie bewusst geworden. Die Menschen mussten sich Gedanken machen über ihre Situation, über die Möglichkeiten die sie ergreifen konnten und die Gefahren, die sie meiden sollten, das war wichtig zum überleben. So entwickelten sich in ihrer Vorstellung für viele Naturvorgänge Gottheiten, die man gnädig stimmen musste, da man von ihnen Schutz und Hilfe erwartete. Bedrohlich waren ja Blitz und Donner, Hunger und Krankheiten, aber auch Geschenke gab es, wofür man sich zu bedanken hatte: frische Quellen, gute Früchte, Jagdglück und vieles mehr. Für all das standen Götter.

    Diese Götter brachten nicht viel Leid. Sie standen für die Natur und erklärten Vorgänge, die man sonst nicht verstand und die deshalb die Menschen ängstigten. Aber dann nahmen die Götter immer mehr Gestalt an. Wohl zu Beginn der „großen Kulturen" als man das Rudelleben aufgab, sich mehr und mehr von der Natur entfernte kann man den Urbeginn der Massengesellschaft sehen, in der ein Herrscher über viele Menschen gebot und vielleicht haben Aufkommen von monotheistischen Religionen und Massengesellschaft sich gegenseitig erst bedingt.

    Die Götter bildeten eine Hierarchie, die ihnen natürlich die Priester zuwiesen, etwa im alten Ägypten, wo blutige Kämpfe ausgefochten wurden, wer der höchste Gott nun sein soll: Ra, Seth, Amon oder wer immer. Im Kampf lag die Priesterschaft einer Göttergruppe mit der anderen und dazwischen immer noch die Pharaonen, die sich ja selbst von Göttern ableiteten. Da wurden Morde ausgeführt, Kriege, und sogar die steinernen Statuen verstorbener Pharaonen wurden zerklopft, wie auch Darstellungen der Götter. Interessanterweise wussten schon die altägyptischen Priester, wie ihre Götter aussahen, sie waren meist von Menschengestalt mit Tierköpfen, die minutiös dargestellt sind. Woher sie das wussten, ist nicht bekannt, ob den Priestern je ein solches Monstrum begegnet ist? Immerhin wurden damals schon halluzinogene Rauschgifte benützt. Im alten Ägypten gab es aber schon einen obersten Gott – eine Entwicklung hin zum Monotheismus.

    Und was in der Zeit Mesopotamiens und des alten Ägypten begann, setzte sich dann im Judentum und besonders im Christentum fort. Es gibt einen Gott, auch wenn er dreifaltig ist, und der musste nun einen Gegenspieler haben, man braucht ja ein Feindbild. Der Teufel also, er kommt schon in assyrischen, mesopotamischen und vielleicht anderen alten Schriften vor, er wurde nun von den jüdischen Priestern und Schriftgelehrten übernommen, um von der christlichen Priesterschaft dann gehegt und gepflegt zu werden. Im Islam hört er auf den Namen Scheitan. Dieser Teufel war viel wichtiger als die heilige Dreifaltigkeit, denn letztere blieb immer im Hintergrund, während die Priesterschaft heldenmütig für die Menschen gegen diesen Satan kämpfte. Jener übermächtige Teufel würde die hilflosen sündhaften Menschen zerquetschen und in seiner Hölle braten, hätte nicht der Papst, der Stellvertreter Gottes auf Erden, seine Generäle, die Kardinäle und Bischöfe mit ihren Soldaten, den einfachen Priestern, ausrücken lassen. Sie besiegen den Bösen und retten die Menschen – und das gibt ihnen eine unbedingte Macht, denn wer anders könnte diesen furchtbaren Teufel besiegen? Trotz seiner eigentlichen Unbesiegbarkeit, gewinnt die Priesterschaft immer. Sie könnte ja auch nur verlieren, wenn es den Satan wirklich gäbe nicht nur in den Köpfen der Gläubigen. Dieses Böse, das alle sog. großen Religionen auszeichnet, existiert im Raum der (Natur)wissenschaft nicht, darauf wird noch zurückzukommen sein. Aber der Teufel lohnt sich auf alle Fälle, man kann ihn missliebigen Menschen, sogar ganzen Gruppen zuweisen (sie verteufeln) und sie dann verfolgen, foltern und abschlachten.

    Und Gott, wie sieht er aus? Die Menschen wollen nicht ein irgendwie abstraktes Wesen anbeten, sie wollen IHM gegenübertreten, zwar bittend und demütig, aber immerhin gegenüber. Obwohl viele Religionen es nicht gern sehen, wurden Bilder geschaffen, die Gott darstellen sollen, im Christentum gleich dreifach: Gott Vater als gebrechlicher Alter mit weißem Bart, Gott Sohn, dargestellt als gekreuzigter „Verbrecher, nicht eben würdig, und der Heilige Geist als Taube. Und das alles nach dem merkwürdigen Bibelwort: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Woher weiß denn der Schreiber das? Wenn man sich einen Gott vorstellt, der über alles erhaben ist, der weit über allem steht, so ist diese elende Darstellung eine Beleidigung – eine Gotteslästerung. Und dann noch das, was ihm seine Priesterschaft an Eigenschaften zuweist. Er ist ein Wesen, darauf drängend, permanent gelobt und angebetet zu werden, von Menschen und sogar von Engeln, sonst wird er böse und straft seine Untertanen. Er ist kleinlich, nachtragend und süchtig nach Verehrung. Beschriebe man mit diesen Attributen einen Menschen, dann wäre das eine ganz schwache, selbstunsichere Persönlichkeit ohne jede Souveränität, die dringend in psychotherapeutische Behandlung gehört. Wäre Gott wirklich so, wie der Klerus ihn uns verkauft, dann hätte er

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